Demenz > Krankenhausaufenthalt

1. Das Wichtigste in Kürze

Menschen mit Demenz haben es in der ungewohnten Umgebung eines Krankenhauses schwer, sich zu orientieren. Dabei kann es helfen, wenn Angehörige die Demenz-Betroffenen während des Aufenthalts begleiten und deren spezifische Gewohnheiten mit dem Pflegepersonal absprechen. Hilfreiche Informationen für das Pflegepersonal sollten bei der Person mit Demenz griffbereitet sein.

2. Krankenhaussituation

Ein Krankenhausaufenthalt ist für viele Menschen schwierig, erst recht für demenzkranke Menschen: Täglich mehrfacher Wechsel des Krankenhauspersonals (behandelnde Ärzte, Pflegekräfte, Reinigungskräfte), Wechsel der Bettenbelegung im Zimmer, unterschiedliche Behandlungen und Untersuchungen, evtl. Narkosen, fremde Umgebung, fehlende räumliche und zeitliche Orientierungsmöglichkeiten. Diese Belastungen kann ein demenzkranker Mensch meist nicht gut bewältigen.

Manchmal fällt erst bei einem Krankenhausaufenthalt auf, dass ein Mensch möglicherweise dement ist. In der gewohnten Umgebung gelingt es oft noch, auftretende Gedächtnisstörungen zu kompensieren ("überspielen"). In der fremden Umgebung sind Menschen mit einer beginnenden Demenz dann überfordert und die Symptome werden auffällig.

Menschen mit einer fortgeschrittenen Demenz verstehen nicht, warum sie im Krankenhaus sind, was sie tun sollen, was all die fremden Menschen von ihnen erwarten. Sie vergessen Erklärungen und leiden umso mehr unter ihren unerklärlichen Symptomen.

3. Herausforderungen in der Versorgung

Eine angemessene Versorgung von demenzerkrankten Menschen entsprechend ihren Bedürfnissen ist zeitintensiv. Oft fehlt dem medizinischen und pflegerischen Personal die Zeit, manchmal auch die Kompetenz, für eine speziell auf Demenz ausgerichtete Versorgung.

Die Veränderung der gewohnten häuslichen Abläufe führt beim Menschen mit Demenz oft zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands. Dies kann Komplikationen nach sich ziehen, z.B.: längerer Krankenhausaufenthalt, Stürze, Verschlechterung der geistigen Leistungsfähigkeit oder freiheitsentziehende Maßnahmen. Fixierungen und stark beruhigende Medikamente sind jedoch immer nur unter ganz bestimmten Umständen zulässig, Näheres unter Demenz > Freiheitsentziehende Maßnahmen.

Die steigende Zahl an Demenzpatienten ist eine Herausforderung für Personal, Patienten und Angehörige. Immer mehr Krankenhäuser reagieren darauf durch Schulung des Personals und Einrichtung gerontopsychiatrischer Stationen. Wenn Angehörige die Wahl und die Zeit haben, sollten sie darauf achten, ob das Krankenhaus ggf. über eine Geriatrie-Station bzw. eine Gerontopsychiatrie verfügt.

4. Tipps zur Vorbereitung eines Krankenhausaufenthalts

  • Einweisung in ein Krankenhaus nur dann, wenn es unbedingt notwendig ist.
  • Alle Untersuchungen, die ambulant möglich sind, sollten im Vorfeld des Krankenhausaufenthalts erfolgen.
  • Die Aufnahme sollte stattfinden, wenn der demenzerkrankte Mensch sein Tageshoch hat.
  • Pflegende Angehörige sollten möglichst ins Krankenhaus begleiten und sich dort, wenn es zeitlich möglich ist, als Begleitperson mitaufnehmen lassen (siehe Rooming-in).
  • Wichtig ist, das Pflegepersonal über die Gewohnheiten und Verhaltensauffälligkeiten des Menschen mit Demenz zu informieren. Informationen zu z.B. Essgewohnheiten, Tagesrhythmus und Hauptbeschäftigung zu Hause sollten griffbereit sein, gewohnte Tätigkeiten können beruhigen. Wichtig sind zudem Informationen, worauf Demenzkranke zu Hause unruhig reagieren, was sie aggressiv macht oder womit/wie man sie ablenken kann.
  • Brillen und Hörgeräte sollten täglich wie gehabt eingesetzt werden. Eventuell gibt es weitere, vertraute Orientierungshilfen wie Uhren, Kalender oder Ähnliches.
  • Die Klinikärzte brauchen einen aktuellen Medikationsplan bei Aufnahme ins Krankenhaus, auch um Medikamente, die eine weitere Bewusstseinsstörung hervorrufen können, nach Möglichkeit zu meiden. Den Medikationsplan erstellt in der Regel die Hausarztpraxis.
  • Wenn es vorsorgende Verfügungen der demenzerkrankten Person gibt, sollte das Krankenhaus auf diese hingewiesen werden, Näheres unter Patientenvorsorge. Wichtig sind z.B. Willensbekundungen, die bestimmte Behandlungen ausschließen, Näheres unter Patientenverfügung.

5. Rooming-in

Manche Krankenhäuser bieten das sog. Rooming-in an. Das bedeutet, dass ein Angehöriger rund um die Uhr im Krankenzimmer mit untergebracht ist, um während des Krankenhausaufenthalts unterstützen zu können. Das soll sowohl den Menschen mit Demenz als auch das Klinikpersonal entlasten. Die Krankenkasse übernimmt unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten für die Mitaufnahme, Näheres unter Begleitperson.

Auch wenn die Möglichkeit Rooming-in gegeben ist, müssen Angehörige diese nicht nutzen. Angehörige sollen immer auch ihre eigenen Belastungsgrenzen beachten.

Wenn ein Rooming-in nicht möglich ist, können regelmäßige Besuche im Krankenhaus unterstützend wirken.

6. Entlassung

Bei Demenz sollte eine frühzeitige Entlassung das Ziel der Versorgung im Krankenhaus sein. Voraussetzung dafür ist, dass die Versorgung zu Hause sichergestellt ist. Dazu müssen Klinikarzt, Sozialdienst, Angehörige, ambulante Pflegedienste und Hausarztpraxis zusammenarbeiten. Im Idealfall gibt es vor Ort eine Senioren- und Demenzberatungsstelle, die einbezogen werden kann.

Durch Verschlechterung des körperlichen oder geistigen Zustands oder Überlastung von Angehörigen ist es möglich, dass die bisherige Versorgung, z.B. in der häuslichen Umgebung, nicht fortgeführt werden kann. Die Klärung der weiteren Versorgung kann den Krankenhausaufenthalt unnötig verlängern. Deshalb sollte die Entlassung so früh wie möglich geplant werden. Betreuende Personen und Angehörige müssen in die Planung miteinbezogen werden, da die Auskunftsfähigkeit bei Menschen mit Demenz in der Regel sehr eingeschränkt ist.

7. Praxistipps

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Letzte Bearbeitung: 13.03.2024

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