Demenz > Behandlung

1. Das Wichtigste in Kürze

Eine Demenz sollte ganzheitlich therapiert werden. Neben einer medikamentösen Behandlung sind vor allem psychosoziale Therapien sowie Informations- und Hilfsangebote für Angehörige wichtig.

Eine Heilung der primären Demenzen (z.B. Demenz vom Alzheimer-Typ) ist bislang nicht möglich. Sekundäre Demenzen bieten über die Therapie der Grunderkrankung zum Teil gute Heilungschancen.

Therapieziel bei der primären Demenz ist die Erhaltung der geistigen Leistungsfähigkeit und der Alltagskompetenzen. Bereits das Aufhalten der Erkrankung ist als Erfolg zu werten.

2. Medikamentöse Therapie von Demenz

Die medikamentöse Behandlung einer Demenz kann auf 2 Ebenen ansetzen:

  • Ursachenbezogene Behandlung
    Bisher ist es nicht möglich, primäre Demenzen ursächlich medikamentös zu behandeln. Einige wesentliche Störungen im Gehirnstoffwechsel lassen sich jedoch mit sog. Antidementiva positiv beeinflussen, die das Fortschreiten der Krankheit um einige Zeit verzögern können. Wegen der Vielzahl möglicher Ursachen werden oft Substanzen mit unterschiedlichen Wirkansätzen angewendet. Häufig bringt auch erst eine Kombination von Medikamenten einen Erfolg. Manche Menschen profitieren sehr gut von den Medikamenten, andere überhaupt nicht.
  • Symptomatische Behandlung
    Begleiterscheinungen der Krankheit wie ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus, Schmerzen, Wahnvorstellungen, Ruhelosigkeit, Niedergeschlagenheit oder Aggressionen lassen sich durch entsprechende Medikamente behandeln. Ihr Einsatz erfordert jedoch viel Wissen und Erfahrung sowie eine genaue Beobachtung der betroffenen Person, da eine falsche Dosierung die Krankheit verschlimmern und die kognitive Leistung herabsetzen kann.

3. Nicht-medikamentöse Therapie von Demenz

Psychosoziale Maßnahmen sind zentraler und notwendiger Bestandteil bei der Behandlung von Demenzerkrankten und der Betreuung durch ihre Angehörigen.

Wichtig ist, auf die Persönlichkeit und die Geschichte der Person mit Demenz einzugehen und den aktuellen Krankheitsverlauf zu beachten. Überforderung, Frustration, Angst oder negative Erinnerungen können sonst die Folge sein.

Grundsätzlich geht es darum, auf den Ressourcen aufzubauen, also mit den noch vorhandenen geistigen, emotionalen, kreativen und körperlichen Fähigkeiten zu arbeiten.

3.1. Kognitive Verfahren

Kognitive Verfahren sind Therapien und Vorgehensweisen, die direkt auf die Hirnleistung wirken. Sie scheinen vor allem bei leichter und mittlerer Demenz zu wirken.

  • Gedächtnistraining
    Trainiert und erhält vorhandenes Wissen. Neues lernen ist nur sehr eingeschränkt möglich.
    Problematik: Wenn Menschen mit Demenz nicht erfolgreich lernen, werden sie mit ihrer eigenen Schwäche konfrontiert, was sehr belastend sein kann. Deshalb wird Gedächtnistraining meist nur in der Anfangsphase angewendet. Spielerische Trainingsformen können den Erfolgsdruck nehmen.
  • Realitätsorientierung
    Die Orientierung in Raum und Zeit kann durch Hinweise und Hilfen gefördert werden. Näheres unter Demenz > Wohnen.
  • Biographiearbeit, Erinnerungsarbeit
    Frühere Erlebnisse, die im Altgedächtnis gespeichert sind, werden abgerufen, um positive Gefühle hervorzurufen. Die Biographiearbeit kann auch dabei helfen, aktuelle Verhaltensweisen und Reaktionen von Betroffenen zu verstehen.

3.2. Körperliche Verfahren

  • Ergotherapie
    Ergotherapeutische, individuell angepasste Maßnahmen können bei Erkrankten mit leichter und mittelschwerer Demenz zum Erhalt der Alltagsfunktionen beitragen. Besonders hilfreich ist es, wenn die Bezugspersonen in die Therapie miteinbezogen werden.
    Näheres unter Ergotherapie.
  • Bewegungstherapie
    Körperliche Aktivität fördert die Beweglichkeit und Balance sowie die geistige Leistungsfähigkeit. Sie kann positive Gefühle vermitteln und die Selbstwahrnehmung erhalten und verbessern. Bewegungstherapie ist zudem hilfreich bei Bewegungsdrang und Weglauftendenzen und kann Schlafstörungen mindern.
    Näheres unter Physiotherapie.
  • Logopädie
    Die Logopädie umfasst bei Demenz die Bereiche Sprache zur Verbesserung der Kommunikation und/oder Schlucken zur Verbesserung der Ernährungssituation. Näheres unter Logopädie.

3.3. Künstlerische Therapien

  • Kunst- und Musiktherapie
    Musik hören, kreativ arbeiten und Bilder/Fotos anschauen kann je nach Lebenserfahrung des Menschen auch noch im fortgeschrittenen Stadium positive Gefühle vermitteln sowie agitiertes Verhalten (d.h. Verhaltensweisen, die durch krankhafte Unruhe entstehen, z.B. gesteigerter Bewegungsdrang) und Aggressionen reduzieren.
    Aktive Musiktherapie hat zudem günstige Effekte auf psychische und Verhaltenssymptome, insbesondere auf Angst.
  • Tanztherapie
    Bewegung und Tanz werden zur Interaktion mit an Demenz erkrankten Personen eingesetzt, was besonders bei einer eingeschränkten sprachlichen Kommunikation die Ressourcen Betroffener stärken kann.

3.4. Sensorische Verfahren

Verfahren, die die Sinne ansprechen, sollen vor allem Demenz-Betroffenen helfen, die nicht mehr gut sprechen können.

  • Aromatherapie
    Der Einsatz von Geruchsstoffen kann unruhiges Verhalten und andere Verhaltenssymptome bei Menschen mit mittlerer und schwerer Demenz positiv beeinflussen.
  • Snoezelen/ multisensorische Verfahren
    Individuelle biographiebezogene Reize (z.B. bestimmte Musik, Lichter, Düfte) regen alle Sinne an und können Effekte auf Freude und Aktivität bei Menschen mit mittlerer und schwerer Demenz haben.
  • Massagen, Berührungen
    Körperliche Berührung kann als Kommunikationsmittel eingesetzt werden und eine beruhigende Wirkung haben. Dabei muss das Bedürfnis nach Distanz und Privatsphäre der demenzerkrankten Person beachtet werden.

3.5. Validation

Validation ist ein komplexer Ansatz für Angehörige und Pflegende, der durch positives Annehmen der erkrankten Person, so wie sie ist, gekennzeichnet ist.

Ziel der Validation ist, das Verhalten von Menschen mit Demenz als für sie gültig zu akzeptieren („zu validieren“). Zudem ist das Validieren eine besondere Form der Kommunikation, die von einer wertschätzenden, nicht korrigierenden Sprache geprägt ist. Dadurch soll auf die Bedürfnisse der erkrankten Person eingegangen und so versucht werden, ihre Ängste zu reduzieren und ihr Selbstvertrauen zu stärken.

Es gibt verschiedene Bücher zum Ansatz der Validation, in vielen Regionen werden über private Anbieter oder Volkshochschulen Kurse angeboten.

4. Dementia Care Management

Im Jahr 2018 hat das Bundesgesundheitsministerium die nationale Demenzstrategie ins Leben gerufen, um die Situation von Menschen mit Demenz zu verbessern. Ein Teil dieser Strategie ist die Einführung des Versorgungskonzepts Dementia Care Management. Dabei arbeiten speziell geschulte Pflegefachkräfte gemeinsam mit dem Hausarzt daran, die Behandlung und Betreuung von Menschen mit Demenz zu Hause zu verbessern und bestmöglich zu koordinieren. Bisher wurde dieses Konzept nur in den Bundesländern Brandenburg, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern getestet. Es ist geplant, dass diese Versorgung als reguläre Leistung der Pflegekasse für alle Menschen mit Demenz im häuslichen Umfeld angeboten wird.

4.1. Praxistipp

Wie Dementia Care Management in der Praxis aussieht, können Sie in dem Wissenspodcast des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) jederzeit nachhören unter www.dzne.de > Aktuelles > Podcast > Episode 35: Dementia Care Management: Mehr Lebensqualität für Erkrankte und Angehörige.

5. Leitlinie

Die medizinische Leitlinie mit dem aktuellen Stand der Forschungen zu Diagnostik, Behandlung und Therapie der Demenzen von der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.) finden Sie unter www.awmf.org > Suche Leitliniensuche > Suchbegriff: "Demenzen".

6. Praxistipps

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Letzte Bearbeitung: 13.03.2024

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