Verstopfung bei schwer kranken Patienten

1. Das Wichtigste in Kürze

Schwer kranke Patienten haben nicht selten Probleme mit Verstopfung (Obstipation). Dafür kann es viele Ursachen geben, die sorgfältig zu diagnostizieren sind. Entsprechend vielseitig sind die möglichen Behandlungsmaßnahmen.

2. Definition

Bei schwer kranken Patienten ist Verstopfung (Obstipation) ein häufiges und sehr hartnäckiges Problem. Unter Obstipation versteht man Stuhlunregelmäßigkeiten wie verzögerte Entleerung von trockenem und hartem Stuhlgang, ebenso Schmerzen bei der Stuhlentleerung (Defäkation) bis hin zu Stuhlverhalt.

3. Symptome

Die Verstopfung äußert sich unterschiedlich. Sie beginnt meist mit Völlegefühl und Unwohlsein, der Bauch schwillt an. Darüber hinaus können sich Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Verwirrung, kolikartige Schmerzen zeigen. Die Darmentleerung wird seltener, schwieriger, oft schmerzhaft, erfordert starkes Pressen. Der Patient hat ständig das Gefühl einer unvollständigen Darmentleerung. Dazu können subjektive Missempfindungen wie Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Mundgeruch und Zungenbelag kommen.

4. Mögliche Folgeerkrankungen

Wenn Obstipation nicht rechtzeitig behandelt wird, kann es zu weiteren gesundheitlichen Folgen kommen wie:

  • Hämorrhoiden
  • Analfissuren
  • Mastdarmvorfall (Rektumprolaps)
  • Entzündung von Divertikeln (Ausstülpungen an der Darmwand, Divertikulitis)
  • Massive Aufweitung des Dickdarms (Megakolon)
  • Darmverschluss durch stark eingedickten Kot (mechanischer Ileus)

5. Ursachen

Obstipation kann verschiedene Ursachen haben, die als erstes abgeklärt werden müssen.

5.1. Organische Ursachen

  • Tumore
  • Entzündungen im Darm- und Analbereich
  • Stoffwechselstörungen
  • Neuromuskuläre Störungen

5.2. Funktionelle Ursachen

  • Flüssigkeitsmangel (Dehydratation), eingeschränkte Flüssigkeitszufuhr
  • Ballaststoffarme Ernährung
  • Mangelnde Bewegung, Bettlägerigkeit
  • Schmerzen
  • Psychische Gründe, z.B. Scheu vor Bettschüsseln, Angst vor schmerzhafter Stuhlentleerung wegen Hämorrhoiden oder Fissuren
  • Medikamentennebenwirkungen, z.B. bei Therapie mit Opioiden, Antidepressiva, Diuretika, Sedativa, Antihistaminika und längerer Missbrauch von Abführmitteln (Laxanzienabusus)

6. Pflege bei Obstipation

Pflegekräfte können eine Obstipation durch sorgfältige Krankenbeobachtung und Dokumentation leicht erkennen. Gerade bei Patienten mit Opioidtherapie ist es manchmal schwer, ein schonendes, sanftes und nicht übertriebenes Abführen zu erreichen. Massive Abführmaßnahmen können leicht zu Durchfall (Diarrhoe) führen, was für den Patienten ebenso unangenehm ist.

Pflegekräfte müssen deshalb

  • genaue Kenntnisse über mögliche Ursachen der Obstipation haben.
  • die Auswirkungen von Medikamenten (speziell Opioiden) und prophylaktischen Maßnahmen kennen und
  • einen Überblick über medikamentöse, manuelle und physiotherapeutische Maßnahmen haben.

Außerdem sollen sie immer Rücksicht auf das Schamgefühl des Patienten nehmen und entsprechend einfühlsam handeln.

7. Verwandte Links

Palliativpflege

Opiate und Opioide

Verstopfung bei Opioidanwendung

Letzte Bearbeitung: 08.01.2024

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