Migräne > Familie

1. Familiensituation

Oft leidet die ganze Familie mit, wenn ein Mitglied eine Migräneattacke hat. Besonders wenn ein Elternteil betroffen ist, der sich bei einem schweren Migräneanfall weder um den Haushalt noch um die Kinder kümmern kann. Der Rückzug in einen verdunkelten Raum und das totale Abgrenzungsbedürfnis kann bei einer Migräneattacke notwendig sein – stößt aber oft auf Unverständnis.

Von allen Familienangehörigen wird Rücksicht und die Übernahme anstehender Arbeiten verlangt, da der Betroffene bei einem Anfall komplett ausfällt. Dies kann die gesamte Familie stark belasten. Helfen kann der offene Umgang mit der Erkrankung: Wie sieht der Notfallplan aus, wenn der nächste Anfall kommt? Was kann liegen bleiben? Was muss man verschieben? Kann oder will der Betroffene während der Attacke allein sein und ist froh, wenn die Familie aus dem Haus ist? Oder braucht er die Sicherheit und das Gefühl, dass jemand da ist?

2. Freizeit und Kontakte

Freizeitaktivitäten und Besuche bei Verwandten und Freunden fallen bei einer Migräneattacke flach oder müssen abgebrochen werden. Dennoch sollten Betroffene Aktivitäten nicht von vornherein vermeiden – aus Angst, sie könnten einen Anfall auslösen. Mitmenschen sollten vielmehr in das Leben eines Betroffenen integriert werden, um einen möglichst routinierten Tagesablauf zu ermöglichen. Denn Regelmäßigkeit zählt zu den wichtigsten Bedingungen für die Vorbeugung eines Migräneanfalls.

3. Hilfen

Eltern mit Migräne können einen Anspruch auf eine Haushaltshilfe haben, z.B. wenn sie in einer Reha-Klinik oder einem Krankenhaus behandelt werden müssen. Die Hilfe kann unter anderem Einkauf, Kochen, Waschen und Kinderbetreuung übernehmen. Sie kann z.B. bei der Krankenkasse oder Rentenkasse beantragt werden. Näheres unter Haushaltshilfe.

Manche Krankenkassen zahlen die Haushaltshilfe auch während einer schweren Migräneattacke mit langer Dauer, wenn z.B. ein Arzt bescheinigt hat, dass ein alleinerziehender Elternteil mit einem kleinen Kind den Haushalt nicht weiterführen kann. Für Eltern mit Migräne kann es sich daher lohnen ihre Krankenkasse vorsorglich danach zu fragen.

Eltern mit schwerer Migräne und häufigen Attacken können ggf. Hilfen zur Erziehung oder ambulante Familienpflege vom Jugendamt bekommen. Das gilt insbesondere, wenn Unterstützung durch einen Partner, Familienmitglieder und/oder ein soziales Netzwerk fehlt und die Migräneattacken auch durch die Behandlung nicht ausreichend eingedämmt werden können. Führt die Migräne zu einer Behinderung, kann auch Elternassistenz eine Lösung sein.

3.1. Praxistipps

  • In der Praxis sollten Sie als Elternteil mit Migräne mit einer Ablehnung beantragter Hilfen wegen Ihrer Migräne rechnen. Allerdings heißt das nicht, dass Sie das einfach hinnehmen müssen. Unter Umständen können Sie sich nämlich erfolgreich gegen eine Ablehnung wehren: Gegen einen ablehnenden Bescheid können Sie einen Widerspruch einlegen. Scheitert dieser, kommt eine Klage in Betracht. Widerspruch und Klage sind kostenfrei. Anwaltskosten müssen Sie allerdings selbst tragen. Gewinnen Sie das Verfahren muss die Behörde Ihnen diese Kosten aber ersetzen. Können Sie sich anwaltliche Hilfe nicht leisten, können Sie für den Widerspruch anwaltliche Hilfe für höchstens 15 € (sog. Beratungshilfe) erhalten. Bei einer Klage können Sie dafür Prozesskostenhilfe beantragen.
  • Da eine Migräne zu einer Behinderung führen kann, kann Ihnen insbesondere im Vorfeld eines Antrags die unabhängige Teilhabeberatung für Menschen mit Behinderungen weiter helfen. Diese Beratung wird Ihnen auch dann gewährt, wenn bei Ihnen (noch) kein Grad der Behinderung festgestellt wurde, da es sich um Beratungsstellen handelt, bei denen Sie einfach anrufen können, ohne etwas nachweisen zu müssen.

4. Selbsthilfegruppen

Selbsthilfegruppen für Migränepatienten dienen dem Austausch von Erfahrungen. Man hilft sich gegenseitig, hat praktische Tipps oder auch einfach "nur" Verständnis. Hilfreiche Adressen unter Chronische Schmerzen > Adressen.

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Letzte Bearbeitung: 29.10.2021

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