Da die Ursachen von Migräne und anderen primären Kopfschmerzen bis heute nicht geklärt sind, können sie auch nicht von Grund auf geheilt werden. Die Behandlung zielt deshalb auf die Durchbrechung von Schmerzattacken (Akutbehandlung) sowie auf die Verhinderung von Attacken (Vorbeugung, Prophylaxe). Dafür gibt es mehrere Ansätze. Bei den meisten Patienten ist eine Kombination verschiedener Behandlungs- und Vorbeugemaßnahmen am erfolgreichsten.
Bei einer Migräneattacke ist es zu empfehlen, sich in einen dunklen, ruhigen Raum zurückzuziehen um äußere Einflüsse zu verringern.
Für die Akutbehandlung von Migräneanfällen stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung:
Nicht verwendet werden sollten Opioide (z.B. Tramadol) und Tranquilizer (z.B. Diazepam). Zum einen ist das Abhängigkeitsrisiko hoch, zum anderen verursachen diese Medikamente oft chronische Kopfschmerzen. Opioide können darüber hinaus auch zu Erbrechen und Symptomen des zentralen Nervensystems wie z.B. Schwindel führen.
Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) hat unter www.dmkg.de > Patienten > Selbstmedikation wissenschaftlich fundierte Empfehlungen herausgegeben, nach denen sich Patienten bei weniger schweren Schmerzattacken selbst therapieren können (sog. Selbstmedikation). Für die Selbstbehandlung von Kopfschmerzen werden Ibuprofen, Paracetamol oder ASS empfohlen sowie eine Kombination von ASS, Paracetamol und Koffein.
Die besten wissenschaftlichen Belege für eine Wirkung bei Migräne gibt es für ASS und Ibuprofen.
Sowohl die Antiemetika Metoclopramid und Domperidon als auch Triptane sind in Deutschland verschreibungspflichtig.
Triptane werden bei mittelschweren und schweren Migräneattacken eingesetzt, wenn Analgetika nicht oder nicht ausreichend wirken, oder wenn Patienten bereits wissen, dass ihnen Analgetika bei ihren Migräneattacken nicht helfen. Sie helfen nicht nur gegen die Kopfschmerzen, sondern auch gegen die Begleitsymptome wie Übelkeit und Reizempfindlichkeit.
Die Medikamente wirken am besten, wenn sie so früh wie möglich bei Beginn einer Attacke genommen werden. Bei häufigen Kopfschmerzen oder wenn nicht ganz sicher ist, ob es sich wirklich um eine Migräneattacke handelt ist es trotzdem nicht zu empfehlen, schon bei den ersten Symptomen Medikamente zu nehmen.
Denn Betroffene sollten eine regelmäßige Einnahme von Schmerzmedikamenten vermeiden, da bei zu häufiger Einnahme oder zu hoher Dosierung ein medikamentenbedingter Kopfschmerz entstehen kann. Grundsätzlich sollten Schmerzmittel nicht länger als 3 Tage hintereinander und nicht häufiger als 10 Tage pro Monat eingenommen werden.
Es gibt keine ausreichenden wissenschaftlichen Untersuchungen zur Wirksamkeit von nichtmedikamentösen Methoden zur Behandlung akuter Migräneattacken.
Die medizinischen Leitlinien zur Behandlung von Migräne erwähnen lediglich, dass es geringe Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit von Akupunktur zur Akutbehandlung von Migräne gibt. Empfohlen wird diese nicht, weil kein ausreichender wissenschaftlicher Nachweis für eine Wirkung erbracht ist.
Ein Arztbesuch ist notwendig, wenn
Zur Vorbeugung werden verschiedene nichtmedikamentöse Methoden eingesetzt.
Medikamente werden nur bei häufigen und/oder besonders stark ausgeprägten Migräneattacken eingesetzt, oder bei anhaltender Aura. Die Medikamente sollen dann die nichtmedikamentöse Behandlung nur ergänzen, nicht ersetzen (Kombinationsbehandlung). Am besten wissenschaftlich belegt ist die vorbeugende Wirkung der folgenden Medikamente:
Ggf. kann der Arzt auch andere Medikamente empfehlen, deren Wirkung weniger gut erforscht ist. Es erfordert in der Regel einige Monate Geduld bis Arzt und Patient erkennen, ob das Mittel hilft oder ob ein anderes Medikament ausprobiert werden muss. Die Mittel zur Akutbehandlung eignen sich nicht zur Vorbeugung.
Vorbeugende Maßnahmen sind insbesondere:
Seit 2019 wird zur Vorbeugung von Migräneattacken eine neuartige Antikörpertherapie empfohlen. Die Behandlung erfolgt mit sog. monoklonalen Antikörpern gegen den sog. CGRP-Rezeptor oder gegen CGRP. CGRP ist ein Botenstoff im Nervensystem. Der CGRP-Rezeptor ist ein Eiweiß, an das CGRP andockt und das dadurch aktiviert wird.
Es ist bekannt, dass CGRP irgendetwas mit der Entstehung von Migräne zu tun hat, aber die Wissenschaft ist noch nicht so weit, dass geklärt wäre, worin der Zusammenhang genau besteht. Dennoch konnte in Zulassungsstudien mit den Antikörpern festgestellt werden, dass diese einem Teil der Menschen mit Migräne helfen: Bei diesen Menschen treten weniger und/oder weniger starke Migräneattacken auf. Die Antikörper sind auch gut verträglich. Nicht ausgeschlossen werden können aber bisher noch unbekannte Langzeitwirkungen.
Drei der entwickelten Antikörper sind in Deutschland bereits zur vorbeugenden Behandlung bei Migräne zugelassen, wenn andere Medikamente versagt haben oder nicht vertragen wurden. Die Behandlung muss nur einmal monatlich oder sogar nur einmal in 3 Monaten erfolgen. Dabei werden die Antikörper entweder unter die Haut oder in die Vene gespritzt.
Für viele Patientengruppen kommt die Behandlung bisher nicht in Frage, weil für diese zur Sicherheit noch keine Studien gemacht wurden:
Auch diese neuartige Therapiemethode kann und soll die nichtmedikamentösen Behandlungsmethoden nicht ersetzen sondern nur ergänzen.
Akupunktur zeigt minimale positive Effekte im Vergleich zur Scheinakupunktur bei der Vorbeugung von Migräneattacken.
Keine Wirkung zeigten in wissenschaftlichen Studien Mittel wie Homöopathie oder Piercings. Viele andere Methoden, die zur Vorbeugung von Migräneattacken angeboten werden, sind wissenschaftlich nicht erforscht (z.B. Physiotherapie, Psychoanalyse, Neuraltherapie, Chiropraktische Therapie).
Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass alternative Ansätze im Einzelfall schmerzlindernd wirken können oder dass sich künftig die Wirksamkeit bestimmter Methoden noch herausstellen wird.
Bei Migräne können medizinische Reha-Leistungen Teil des Behandlungskonzepts sein. Die nachfolgenden Links führen zu den sozialrechtlichen Bestimmungen rund um medizinische Reha, die bei Migräne infrage kommen können.
Adressen von Reha-Kliniken finden Sie unter www.rehakliniken.de oder bei www.kurklinikverzeichnis.de.
Die MigräneLiga e.V. bietet ausführliche Beschreibungen zur Behandlung von Migräne im Buch "Migräne ist gut behandelbar". Es kann gegen einen adressierten und mit 1,45 € frankierten DIN-A5-Rückumschlag unter folgender Adresse bestellt werden: Torfkuhlenweg 3 B, 49504 Lotte.