Ganzheitlichkeit in der Palliativversorgung

1. Das Wichtigste in Kürze

Jeder kranke oder sterbende Mensch sollte nicht nur auf seine Erkrankung reduziert, sondern als ganzheitliches Individuum angesehen werden. Im Idealfall werden bei der Behandlung und Begleitung eines Palliativpatienten daher die vier Behandlungsdimensionen berücksichtigt: sozial, physisch, psychisch und spirituell. Dieser sog. mehrdimensionale Ansatz zur Behandlung von Palliativpatienten wurde in der Definition "Palliativversorgung" der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt.

2. Definition Palliativversorgung der WHO

Palliativversorgung hilft Menschen mit schweren, lebensbedrohlichen Krankheiten und ihren Familien, besser mit der Situation umzugehen. Ziel ist es, die Lebensqualität zu verbessern, indem Schmerzen und andere belastende Beschwerden früh erkannt und behandelt werden, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch, sozial und spirituell.

3. Sozialer Aspekt

In unserer Gesellschaft haben konsumorientiertes Verhalten sowie Gesundheit, Wellness, Sport und jugendliches Aussehen einen sehr hohen Stellenwert. Für schwere Krankheit und damit verbundenes Leiden ist kaum Platz, sie machen Angst, erfordern Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme. Dies kann zur Folge haben, dass sich kranke Menschen zurückziehen und vereinsamen.

Ein wichtiges Ziel ist es, dass Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt nicht isoliert sind. Familien und enge Bezugspersonen werden bewusst mit einbezogen. So können soziale Kontakte erhalten bleiben oder sogar wiederhergestellt werden, wenn der Wunsch besteht, z.B.um sich zu versöhnen.

Damit dies gelingt, ist es wichtig, dass Betroffene und Angehörige genau über Erkrankung und Prognose informiert sind. Dies ist die Grundlage, um offene Gespräche zu führen.

Je nach körperlichem und seelischem Zustand können Betroffene zwischen verschiedenen Versorgungsformen wählen, z.B. ambulant (zu Hause), im Krankenhaus auf einer Palliativstation, im Hospiz oder im Pflegeheim. Näheres auch unter Sterbebegleitung. Stationäre Versorgung ist nur möglich, wenn ein Platz frei ist und die betroffene Person oder eine bevollmächtige Person darf selbst entscheiden.

4. Physischer Aspekt

Ziel der physischen (körperlichen) Begleitung ist es, Schmerzen und andere Symptome wie z.B. Atemnot, Übelkeit und Erbrechen zu lindern. So soll höchstmögliche Lebensqualität, Denk- und Handlungsfähigkeit erhalten bleiben. Bei einem Großteil der Patienten ist eine sehr gute Symptomkontrolle möglich, auch weil Ärzte, Pflegekräfte und bei Bedarf Therapeuten in der Palliativversorgung zusammenarbeiten. Näheres unter Multiprofessionelles Team und Palliativpflege.

5. Psychischer Aspekt

Sterben ist etwas sehr Persönliches und Individuelles. Es wird als intensivste Phase des Lebens beschrieben, in der der Mensch unterschiedlichste Gefühle und Reaktionen erlebt, wie Schock, Verdrängung, Aggression, Verhandeln, Depression und zuletzt Annahme und Akzeptanz. Die Reihenfolge und Intensität der Emotionen sind bei jedem Menschen sehr unterschiedlich.

Der sterbende Mensch braucht die Gewissheit, alles noch zu Lebzeiten geregelt und erledigt zu haben. Versäumnisse in diesem Bereich können Sterbende oder deren Angehörige sogar in tiefe Depressionen stürzen. Offene Gespräche mit der Familie und Freunden im Vorfeld können dem entgegenwirken.

6. Spiritueller Aspekt

Spirituelle Begleitung ist ein seelsorgerischer Auftrag und bedeutet, dem kranken Menschen die Möglichkeit zu geben, sich mit sich selbst und dem Sinn seines Lebens zu beschäftigen.

Die seelsorgerische Begleitung sollte frei von Weltanschauung und religiöser Überzeugung sein und nur wenn der kranke Mensch es wünscht. Häufig entsteht erst in der Endphase dieser Wunsch, es taucht das Bedürfnis nach rituellen Handlungen wieder auf.

Egal welche Form der Seelsorge der kranke Mensch wünscht, ob miteinander reden oder rituelle Handlungen, diese sollte ihm ermöglicht werden. Seelsorge bedeutet für Sterbende und ihre Angehörigen Lebenshilfe für ihre letzte Zeit, für Fragen, Gedanken und Emotionen in schwierigen Situationen und Konflikten.

Eine seelsorgerische Begleitung kann als Zeichen des nahen Todes missverstanden werden. Sie sollte deshalb frühzeitig angeboten werden. Sie muss nicht von Theologen geleistet werden, auch Pflegekräfte oder Freunde können diese Aufgabe übernehmen. Unterstützend wirken vertraute Dinge wie Musik, Meditations- oder Andachtsbilder, Kreuze und andere religiöse Gegenstände (Gebetbuch, Rosenkranz, Heiligenfigur, Glaspyramide oder -prisma). Wichtig ist vor allem Zeit.

7. Verwandte Links

Ratgeber Palliativversorgung

Palliativversorgung

Pflege > Schwerstkranke und Sterbende

Multiprofessionelles Team in der Palliativversorgung

Letzte Bearbeitung: 05.06.2025

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