In der Palliativversorgung geht es um die umfassende Betreuung unheilbar Kranker. Das oberste Ziel ist die Linderung ihrer Beschwerden und die Steigerung ihrer Lebensqualität. Leitfaden sollte dabei immer der Wille des Patienten sein. Palliativversorgung hat deshalb nicht nur die Symptome im Auge, sondern kümmert sich ganzheitlich um die Bedürfnisse des Patienten und seiner Angehörigen.
Palliativpatienten leiden an unheilbaren, fortschreitenden (progredienten) Erkrankungen wie Krebs, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Demenz, HIV AIDS oder Parkinson. Eine heilende (kurative) Therapie ist nicht mehr möglich und die Lebenserwartung ist begrenzt. In der Palliativversorgung geht es aber nicht mehr darum, welche Krankheit ein Patient hat, sondern an welchen Symptomen dieser leidet.
Eine palliative Versorgung kann sehr früh ansetzen und sich über viele Monate, manchmal auch Jahre hinziehen. "Palliativ" heißt also nicht, dass die letzten Tage angebrochen sind.
Man kann 3 Phasen unterscheiden:
Die Würde des Patienten ist immer zu respektieren. Seine Selbstbestimmung und Autonomie sind zu achten und Bedürfnisse sollten im Vordergrund stehen.
Bedürfnisse können körperlicher, psychischer, sozialer und spiritueller Natur sein.
Beispiele wären:
Die Betreuung des Patienten und seiner Angehörigen ist immer individuell und multiprofessionell. Sie reicht über den Tod hinaus, bis in die Trauerphase.
Wichtig ist der Vertrauensaufbau: Das erfordert einen offenen und ehrlichen Umgang aller Beteiligten miteinander. Insbesondere auch mit dem Thema Sterben und Tod. Der Patient soll sich sicher, geborgen und ernst genommen fühlen.
Palliativpatienten leiden oft nicht nur körperlich. Sie leiden auch an psychischen, sozialen, seelischen und finanziellen Folgen ihrer Krankheit.
Ziel der Palliativversorgung ist deshalb, neben den körperlichen Beschwerden einer unheilbaren Krankheit auch psychische Probleme (Angst, Trauer) und soziale Schwierigkeiten (Einsamkeit, Kommunikation, Einkommensverlust) zu lindern und die letzte Lebenszeit lebenswert zu machen. Deshalb müssen alle Helfer (z.B. Ärzte, Pflegende, Ehrenamtliche, Angehörige, Seelsorger oder Sozialarbeiter) und alle Einrichtungen (z.B. Krankenhäuser, Palliativstationen oder Pflegedienste) zusammenarbeiten. Näheres unter Ganzheitlichkeit in der Palliativversorgung.
Quälende Symptome können alles andere überdecken. Deshalb steht im Mittelpunkt der medizinischen Behandlung eines Palliativpatienten die Linderung von Beschwerden (Symptomkontrolle) wie Schmerzen, Übelkeit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Atemnot. Diese werden mit einer unterstützenden Behandlung (Supportivtherapie) gemindert.
Bei der Behandlung von Palliativpatienten sollte der Grundsatz Lebensqualität vor Lebensquantität gelten. Näheres unter Palliativphase > Symptome
Wenn die Lebensdauer begrenzt ist, können manche Symptome wirksamer bekämpft werden, weil man z.B. nicht mehr auf Spätfolgen von Medikamenten achten muss. Das Wichtigste ist die Linderung, deshalb werden zum Teil auch sehr starke Medikamente eingesetzt.
Informationen zu den wichtigsten Symptomen und Medikamenten in der Palliativversorgung in patientenverständlicher Sprache bietet der Ratgeber "Medikamententipps", herausgegeben von der Deutschen PalliativStiftung. Kostenloser Download unter www.palliativstiftung.de > Publikationen > Bücher/Broschüren/Ratgeber > Medikamententipps.
Einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität leisten Pflegende, spezialisierte Therapeuten und Angehörige. Massagen und Mobilisierung, Entspannung und Kräftigung, Mund- und Körperpflege, Raumklima, Ernährung, Versorgung von Wunden, richtige Lagerung des Patienten, sind hier oft zentrale Themen. Einerseits geht es um Erleichterung von Beschwerden, andererseits um das Wiedergewinnen von Normalität und Alltag.
Näheres unter Palliativpflege und Palliativpflege durch Angehörige.
Gerade im letzten Lebensabschnitt können alltägliche "Kleinigkeiten" von großer Bedeutung sein. Beschäftigung und Ablenkung können dazu beitragen, dass Beschwerden "vergessen" werden. Wertvolle Dienste leisten ehrenamtliche Hospizhelfer, die speziell für die Begleitung von Schwerstkranken fortgebildet sind (ambulante Hospizdienste). Sie sind auch den Angehörigen oft eine große Hilfe und Entlastung.
Neben der Pflege und lindernden Therapie geht es in der Palliativversorgung auch um seelischen Beistand für Patienten und Angehörige (Palliativphase > Familie). Es ist sehr stark von den persönlichen Einstellungen und dem Glauben abhängig, wer in solchen Nöten helfen kann. Wichtig ist, diese "seelische Not" ernst zu nehmen, anzusprechen und sich Hilfe zu holen: beim Psychotherapeuten, beim Seelsorger, bei guten Freunden oder bei außenstehenden, professionellen Hospiz- und Palliativhelfern.
Oft kommen zur körperlichen und seelischen Not auch noch Probleme mit der Krankenkasse oder anderen Kostenträgern. Durch die Krankheit entstehen auch finanzielle Sorgen, weil berufstätige Patienten nicht mehr arbeiten können und Ersatzleistungen wie Erwerbsminderungsrenten oft nicht sehr hoch ausfallen. Sozialarbeiter können in sozialrechtlichen Fragen beraten und bei Anträgen unterstützen.
Häufig benötigt werden Leistungen der Pflegekassen, Näheres unter Pflegestützpunkte Pflegeberatung.
Ganzheitlichkeit in der Palliativversorgung
Einrichtungen der Sterbebegleitung