Eine objektive Schmerzmessung ist schwierig, da Schmerzen individuell sehr unterschiedlich empfunden werden. Ärzte sind auf die Mithilfe des Patienten angewiesen, um dessen Schmerz einschätzen zu können. Neben der körperlichen Untersuchung spielt deshalb die Anamnese, d.h. die systematische Befragung zum Gesundheitszustand und Sozialleben des Patienten, eine wichtige Rolle. Für die Selbsteinschätzung des Patienten stehen verschiedene Skalen und Tagebücher zur Verfügung.
Für die Schmerzanalyse sind folgende Angaben wichtig:
Mit Hilfe von Schmerzskalen kann die Intensität der Schmerzen gemessen werden.
Folgende Skalen kommen in der Praxis häufig zum Einsatz:
Um möglichst viele für die Schmerzdiagnostik und -therapie relevante Aspekte zu erfassen, werden häufig ergänzend zum ärztlichen Gespräch standardisierte Schmerzfragebögen eingesetzt. Ein Schmerzfragebogen erfasst die subjektive Beschreibung der Schmerzen und Erkrankungen des Patienten. Er kann vom Patienten allein ausgefüllt werden (auch bereits im Vorfeld eines Arztgesprächs) oder von Arzt und Patient gemeinsam. Anhand der erfassten Informationen kann der Arzt die Schmerzart und mögliche Auslöser näher bestimmen und die Therapie entsprechend planen und anpassen.
Es kann sinnvoll sein, in einem Schmerztagebuch regelmäßig zu notieren, wo und wann die Schmerzen aufgetreten sind und welche Therapien durchgeführt wurden. Dadurch kann der Verlauf und Erfolg der Schmerzbehandlung dokumentiert werden. Ein Schmerztagebuch führt ein Patient über mehrere Tage, Wochen oder Monate. Er vermerkt darin alle für die Behandlung wichtigen Informationen, z.B. Medikamenteneinnahme, Schmerzstärke, Aussagen über Wohlbefinden und Aktivitäten. In der Regel werden die Daten für vier Tageszeiten (morgens, mittags, abends, nachts) erfasst.
Eine regelmäßige Dokumentation der Schmerzen dient der Erfolgskontrolle und ggf. Anpassung der Therapie. Studien haben zudem belegt, dass allein das Führen des Schmerztagebuchs dem Patienten eine gewisse Kontrolle über seine Schmerzen gibt, Erfahrungen von Selbstwirksamkeit vermittelt und die Eigentherapie verbessert.
Die sog. Quantitative Sensorische Testung (QST) liefert Informationen über das individuelle Schmerzempfinden des Patienten. Testgeräte geben Reize (z.B. Wärme, Druck) an den Patienten weiter. Ob und wie dieser die Reize wahrnimmt, kann z.B. auch einen Hinweis auf eine Schädigung der Nerven geben. Die QST ergänzt andere Messverfahren des Neurologen, z.B. die Neurographie (Messung der Nervenleitgeschwindigkeit), mit deren Hilfe insbesondere die Funktion dicker Nervenfasern untersucht wird. Die QST erfasst dagegen vor allem Störungen der dünneren Nervenfasern in der Haut, die der Messung der Nervenleitgeschwindigkeit beim Neurologen entgehen. Dies ist wichtig, weil die Wahrnehmung von Schmerz vor allem über diese dünnen Nervenfasern erfolgt. Bisher wird die QST allerdings nur an spezialisierten Zentren des DFNS (Deutscher Forschungsverbund neuropathischer Schmerz) angeboten. Adressen finden Sie unter www.neuro.med.tu-muenchen.de/dfns.