Chronische Schmerzen sind für die Betroffenen in der Regel auch psychisch sehr belastend. Andererseits können psychische Probleme, wie z.B. Depressionen oder Angststörungen, Auslöser für die Entstehung und Chronifizierung von Schmerzen sein. Chronische Schmerzen, psychische Belastungen und soziale Faktoren beeinflussen sich oft gegenseitig, sodass die Therapie mehrere Behandlungsmodule (z.B. Medikamente, Physiotherapie, Psychotherapie) umfassen sollte.
Ursache chronischer Schmerzen können psychische Beeinträchtigungen sowie psychosoziale Probleme sein, siehe auch "Psychogene Schmerzen" unter Chronische Schmerzen > Entstehung und Schmerzarten. Umgekehrt können sich chronische Schmerzen auf die psychische Gesundheit auswirken.
Zu den wichtigsten international anerkannten Erklärungsmodellen chronischer Schmerzen gehört das sog. bio-psycho-soziale Modell:
Das bio-psycho-soziale Modell geht davon aus, dass bei chronischen Schmerzkrankheiten nicht nur körperliche/biologische Ursachen eine Rolle spielen, sondern auch psychische und soziale Merkmale diese beeinflussen:
Biologische Faktoren, z.B. |
Psychische Faktoren, z.B. |
Soziale Faktoren, z.B. |
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Häufig (aber nicht immer) entstehen chronische Schmerzen durch körperliche/biologische Probleme, z.B. infolge einer Verletzung oder durch Fehlhaltungen.
Auch psychische Beschwerden können chronische Schmerzen verursachen, beeinflussen und aufrechterhalten. Dazu zählen insbesondere Depressionen, Angststörungen, Psychosen oder Belastungsstörungen. Ebenso können bestimmte Haltungen und Lebenseinstellungen chronische Schmerzen auslösen, verstärken oder aufrecht erhalten, z.B.: Hilflosigkeit ("Ich kann nichts machen."), Durchhaltewillen ("Ich muss das aushalten."), Katastrophendenken ("Das wird wieder ganz schlimm.") oder Leistungsdruck ("Ich muss das schaffen.").
Ein weiterer wichtiger Faktor für das Entstehen und Andauern von Schmerzen können soziale Schwierigkeiten sein. Einsamkeit, ständige Konflikte in der Familie oder Probleme am Arbeitsplatz sind häufige Risikofaktoren für die Chronifizierung von Schmerzen.
So kann eine chronische Schmerzkrankheit durch jeden der 3 Bereiche entstehen. Zudem können sich diese Faktoren gegenseitig beeinflussen, sodass bei einer Schmerztherapie immer alle 3 Bereiche berücksichtigt werden sollten. Näheres zur "multimodalen Schmerztherapie" unter Chronische Schmerzen > Behandlung und Rehabilitation.
Viele Patienten mit Depressionen leiden auch unter körperlichen Schmerzen, z.B. Muskelschmerzen oder Kopfschmerzen. So sind es oft diese chronischen Schmerzen, die einer erfolgreichen Therapie der Depression im Weg stehen. Umgekehrt kann eine Depression zur Entwicklung von Schmerzen beitragen oder diese verstärken.
Denn chronische Schmerzen und Depressionen können sich gegenseitig beeinflussen und zu einem Teufelskreis führen:
Obwohl die Depression ein häufiges Begleitsymptom einer chronischen Schmerzerkrankung ist, wird sie bei vielen Schmerzpatienten nicht erkannt. Oft sind Betroffenen die psychischen Anteile ihrer Erkrankung nicht bewusst oder sie lehnen eine entsprechende Behandlung, z.B. Psychotherapie, aus Angst vor Stigmatisierung ab und schildern deshalb nur ihre körperlichen Symptome.
Unterstützung zum Thema finden Sie bei der Deutschen Gesellschaft für Psychologische Schmerztherapie und -forschung e.V.
Deutsche Gesellschaft für Psychologische Schmerztherapie und -forschung e.V.
Prof. Dr. Dipl.-Psych. Christiane Hermann (Präsidentin)
Telefon: 0641 9926081
Fax: 0641 9926099
E-Mail: praesident@dgpsf.de
www.dgpsf-verein.de > Für Patienten
Nähere Informationen zum Krankheitsbild der Depression sowie umfangreiche Hinweise zu psychosozialen und sozialrechtlichen Fragestellungen im Zusammenhang mit dieser Erkrankung finden Sie im Ratgeber Depression.
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