Chronische Schmerzen nennt man Schmerzen, die länger bestehen und deren Ursache entweder nicht bekannt ist oder nicht therapiert werden kann. Es gibt verschiedene Schmerzarten. Diese haben unterschiedliche Ursachen und weisen verschiedene Symptome auf. Häufig liegen Mischformen dieser Schmerzarten vor.
In der Regel sind akut auftretende Schmerzen zeitlich begrenzt und haben eine Warnfunktion, die den Körper zur Schutzhandlung zwingt. Sobald die schmerzauslösende Ursache erfolgreich behandelt worden ist, klingt der Schmerz in einem absehbaren Zeitraum wieder ab.
Bleiben die Schmerzen jedoch über einen Zeitraum von 6 Monaten bestehen, können sie sich chronifizieren. Die Ursache des chronischen Schmerzes ist nicht auffindbar oder bekannt und nicht ursächlich therapierbar. Die Warnfunktion ist verloren gegangen. Der Schmerz wird zur eigenständigen Erkrankung, die als "Chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren" bezeichnet wird.
Erkrankungen, die zu chronischen Schmerzen führen können, sind z.B.:
Für die Entstehung und Erhaltung chronischer Schmerzen können auch weitere Faktoren eine wesentliche Rolle spielen, z.B. psychosoziale Belastungen oder permanenter Stress.
Um eine Chronifizierung zu vermeiden, sollten akute Schmerzen ernst genommen und rechtzeitig behandelt werden. Sind die Schmerzen chronisch, sollte die Behandlung "multimodal" erfolgen, Näheres unter Chronische Schmerzen > Behandlung und Rehabilitation.
Nozizeptive Schmerzen entstehen, wenn infolge einer Gewebeschädigung Schmerzsignale an das Gehirn gesendet werden. Ein Schmerzsignal wird durch Verletzungen (z.B. Knochenbruch, Schnittwunde, Verbrennung) oder auch durch körpereigene Prozesse wie Entzündungen oder Gewebeschädigungen ausgelöst.
Nozizeptive Schmerzen werden unterteilt in somatische Schmerzen, wenn diese z.B. im Knochen, der Haut oder den Gelenken entstehen und viszerale Schmerzen, wenn die Schmerzsignale aus den Eingeweiden kommen.
Somatische Schmerzen werden abhängig vom Entstehungsort der gereizten Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren) unterteilt in:
Zu den somatischen Schmerzen zählen z.B.:
Viszerale Schmerzen (Eingeweideschmerzen) entstehen, wenn innere Organe von Schmerzrezeptoren gereizt werden. Diese Schmerzart ist oft schwer zu lokalisieren und hat häufig einen drückenden oder ziehenden Charakter.
Zu den Eingeweideschmerzen zählen z.B.:
Da die Schmerzfasern der inneren Organe und die der Haut im Rückenmark in gemeinsamen Schmerzbahnen verlaufen, werden Schmerzen von inneren Organen häufig auch an den sog. "Head Zonen" wahrgenommen. Dabei handelt es sich um Hautabschnitte, die in Verbindung mit bestimmten inneren Organen stehen. Beispielsweise verspüren manche Patienten nach einem Herzinfarkt Schmerzen im linken Arm oder bei Erkrankungen der Gallenblase Schmerzen in der rechten Schultergegend. Dieses Phänomen wird als „übertragener Schmerz“ bezeichnet.
Nervenschmerzen (neuropathische Schmerzen) entstehen als Folge einer Nervenschädigung und können heftig einschießend, attackenartig oder dauerhaft brennend sein. Weitere typische Anzeichen sind Überempfindlichkeit gegenüber Berührungen (Allodynie), unangenehme, manchmal schmerzhafte Körperempfindung mit Kribbeln, Taubheit, Kälte- und Wärmewahrnehmungsstörungen (Parästhesien) sowie Sensibilitätsstörungen.
Zu den Nervenschmerzen zählen z.B.:
Psychogene Schmerzen (auch funktionelle Schmerzen genannt) werden durch psychische Erkrankungen oder Belastungen verursacht und können als Ausdruck von unbewältigten psychischen und psychosozialen Problemen verstanden werden. Häufige Ursachen sind z.B. chronischer Stress, somatoforme Störungen, Angststörungen, Depressionen oder posttraumatische Belastungsstörungen.
Psychogene Schmerzen treten häufig an mehreren Stellen auf und äußeren sich individuell sehr unterschiedlich. Beispiele sind chronische Kopf-, Bauch- oder Rückenschmerzen, für die keine körperlichen Ursachen gefunden werden können.
Viele chronische Schmerzen lassen sich nicht eindeutig einer einzelnen Schmerzart zuordnen, sondern es treten Mischformen verschiedener Schmerzarten gleichzeitig in unterschiedlichen Ausprägungen auf.
Zu den gemischten Schmerzen zählen z.B.:
Mischformen sind nicht immer einfach zu diagnostizieren. Um einen Therapieerfolg zu erzielen, müssen alle Schmerzarten entsprechend behandelt werden.
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