Logopädie, auch als Sprachtherapie bezeichnet, ist ein weitreichendes Feld therapeutischer Maßnahmen. Sie befasst sich mit der Behandlung von Störungen des Spracherwerbs im Kindesalter sowie Stimm-, Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen, die in jedem Alter auftreten können.
Das Wort Logopädie kommt aus dem griechischen und leitet sich von „Logos" (das Wort) und „paideuein" (erziehen) ab.
Ziel ist, Störungen der Stimme, der Sprache, des Redeflusses, der Artikulation oder des Schluckens zu beheben bzw. zu bessern. Durch die therapeutischen Maßnahmen wird die Lebensqualität des Patienten erheblich gesteigert und die soziale Integration erleichtert.
Logopädie wird von Logopäden und Sprachtherapeuten angeboten, sie arbeiten in Kliniken, Einrichtungen der Behindertenhilfe und niedergelassenen Praxen. Adressen vermitteln die Krankenkassen, der Bundesverband für Logopädie (www.dbl-ev.de > Patienten > Logopädensuche) oder der Bundesverband für akademische Sprachtherapie und Logopädie (www.dbs-ev.de > Service > Therapeut*innenverzeichnis).
Wichtig ist eine enge Zusammenarbeit mit anderen Fachkräften wie Ärzten, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeitern, Erziehern und Pädagogen.
Obwohl Logopäden die Therapie durchführen, ist der erste Schritt immer der Besuch beim Hausarzt oder einem Facharzt (z.B. Fachrichtung HNO, Neurologie oder Kinderheilkunde). Nur Ärzte können eine Verordnung für Logopädie (Heilmittelverordnung, Muster 13) ausstellen, die für die Kostenübernahme durch die Krankenkasse notwendig ist.
Viele Logopäden haben sich auf bestimmte Störungsbilder oder Altersgruppen spezialisiert (z.B. Kindertherapie, Schluckstörungen nach Schlaganfall). Es kann sinnvoll sein, nach einem Therapeuten mit entsprechender Fachkenntnis zu suchen. Bei der Suche nach einem Therapieplatz kann es zu längeren Wartezeiten kommen. Es lohnt sich, bei mehreren Praxen anzufragen.
Die Indikationen und die Leistungen der logopädischen Behandlung sind im Heilmittelkatalog (Näheres siehe Heilmittel) festgelegt. Die Anzahl der verordneten Behandlungen richtet sich nach der gestellten Diagnose. Details unter www.g-ba.de > Richtlinien > Heilmittel-Richtlinie, siehe Zweiter Teil, III Maßnahmen der Stimm-, Sprech-, Sprach-, und Schlucktherapie.
Eine logopädische Behandlung kann z.B. bei folgenden Störungsbildern des Kindes- und Erwachsenenalters verordnet werden:
Störungsbild | Beschreibung |
Dyslalien | Artikulationsstörungen: phonetisch (Laute) oder phonologisch (Lautverwendung) |
Dysgrammatismus | Störungen beim Erwerb grammatikalischer Strukturen |
Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten | Angeborene Fehlbildungen mit Auswirkungen auf Sprache und Schlucken |
Stottern / Poltern | Redeflussstörungen: Wiederholungen, schnelles oder unregelmäßiges Sprechen |
Demenzbedingte Störungen | Schluck- und Sprechstörungen im Rahmen einer Demenz |
Dysarthrie | Erworbene Sprechstörung durch neurologische Ursachen |
Laryngektomie | Entfernung des Kehlkopfs mit Auswirkungen auf Stimme und Sprache |
Erworbene Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen treten häufig aufgrund eines Schlaganfalls, eines Schädel-Hirn-Traumas, eines Hirntumors, von Kehlkopfkrebs oder von Parkinson und Demenz auf.
Gesetzlich Krankenversicherte ab dem 18. Geburtstag zahlen 10 % der Kosten plus 10 € je Verordnung zu. Eine Befreiung von der Zuzahlung ist möglich, Näheres unter Zuzahlungsbefreiung Krankenversicherung.
Nachfolgend einige therapeutische Maßnahmen der Stimm-, Sprech- und Sprachtherapie wie sie in der Heilmittel-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses dargestellt sind.
Die Stimmtherapie befasst sich mit den stimmlichen Fähigkeiten einer Person und dem Schluckakt. Dabei wird gezielt an folgenden Bereichen gearbeitet:
Störungen in diesem Bereich können:
Dysarthrien sind Sprechstörungen, die in Zusammenhang mit dem Nervensystem stehen und bei denen die Steuerung und Ausführung von Sprechbewegungen beeinträchtigt ist. Betroffen sind Atmung, Stimmgebung, Artikulation, Betonung, Sprechgeschwindigkeit, Schluckvorgang, Koordinationsfähigkeiten und motorische Fähigkeiten des Sprechapparats. Auswirkungen:
Diese Patienten haben oft einen hohen subjektiven Leidensdruck, weil sie infolge unverständlichen Sprechens nicht verstanden werden.
In der Sprechtherapie wird die Verständlichkeit wiederhergestellt oder gesteigert, z.B. indem die Lautstärke gesteigert, die Zungenmotorik und deutliches Artikulieren trainiert oder normale Betonung anhand von Texten erarbeitet werden.
Die Aphasie ist eine durch das Nervensystem bedingte Sprachstörung, bei der das Sprachverstehen, das Sprechen, das Lesen und das Schreiben beeinträchtigt sind. Die Ausprägung kann stark variieren:
Betroffene erleben oft einen hohen subjektiven Leidensdruck. Sie wissen häufig genau, was sie sagen möchten, finden aber die passenden Wörter nicht. Manche verstehen so wenig, dass sie kaum einem Gespräch folgen können.
Ziele der Sprachtherapie sind:
Die Aufgabe der Therapie besteht darin, den normalen Schluckablauf wieder herzustellen oder zu verbessern.
Schluckstörungen treten nach Schädigungen des Nervensystems oder organisch bedingten Dysfunktionen auf. Therapieinhalte sind:
Ziel ist es, eine sichere Nahrungsaufnahme zu gewährleisten und ein Verschlucken zu vermeiden, weil dies zu einer Aspirationspneumonie (Lungenentzündung infolge von Fremdkörpern in der Lunge) führen kann.
Bei neurologischen Patienten sollte der normale Schluckakt angebahnt werden. Häufig liegt eine Sensibilitätsstörung im Schlucktrakt vor, d.h. der Patient spürt nicht, wenn Nahrungsreste auf den Stimmlippen liegen. Später können diese in die Luftwege gelangen. Zusätzlich fehlt oft die Kraft, die Reste abzuhusten.
Bei den meisten Kindern ist die Sprachentwicklung mit einem Alter von 4 bis 5 Jahren abgeschlossen. Das Kind sollte die Bildung aller Laute beherrschen und in kurzen Sätzen seine Wünsche und Absichten ausdrücken können. Es sollte keine Schwierigkeiten haben, sich mit anderen Kindern und Erwachsenen zu unterhalten. Prinzipiell verläuft die Sprachentwicklung bei Kindern sehr unterschiedlich. Wenn ein Kind bis zum 3. Geburtstag noch nicht oder nur wenige Wörter spricht, sollte dies aufmerksam beobachtet und bei Verdacht einer sprachlichen Auffälligkeit unbedingt fachlich abgeklärt werden.
Zur Logopädie bei Kindern zählt auch die Behandlung sog. auditiver Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS). Dabei ist das Gehör selbst nicht beeinträchtigt, das Problem liegt in der Verarbeitung von Geräuschen und Sprache im Gehirn. Vor Beginn solch einer AVWS-Therapie muss eine psychologische Untersuchung des Kindes sowie eine ausgiebige Hördiagnostik durchgeführt werden.
Bei den U-Untersuchungen (Kinderfrüherkennungsuntersuchungen) wird die Sprachentwicklung von Kindern systematisch überprüft, insbesondere zwischen der U3 und U9. Eltern, die Auffälligkeiten bei der Sprachentwicklung ihres Kindes bemerken, sollten dies zunächst mit dem Kinderarzt besprechen. Im Verdachtsfall kann der Kinderarzt eine Überweisung zur Logopädie ausstellen. Dort erfolgt:
Wird eine Sprach- oder Sprechentwicklungsstörung festgestellt, wird ein individueller Therapieplan erstellt. Die logopädische Behandlung erfolgt altersgerecht und spielerisch, um die Motivation des Kindes zu fördern. Die Therapie erfordert oft Geduld und aktive Mitarbeit der Eltern.
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