Prostatakrebs > Hilfsmittel und Heilmittel

1. Das Wichtigste in Kürze

Nach einer Prostata-Operation oder Bestrahlung ist das Risiko von Inkontinenz und Impotenz erhöht. Auch Lymphödeme können auftreten. Hilfs- und Heilmittel können helfen, diese Beschwerden zu lindern. In der Regel übernehmen die Krankenkassen ganz oder teilweise die Kosten für Heil- und Hilfsmittel, wenn diese ärztlich verordnet sind.

2. Hilfsmittel

Hilfsmittel sind Gegenstände, die im Einzelfall erforderlich sind, um z.B. den Erfolg einer Krankenbehandlung zu sichern.

2.1. Hilfsmittel bei Impotenz

Die Entfernung oder die Schädigung der Nerven oder Blutgefäße, die an einer Erektion beteiligt sind, kann zu einer zeitlich begrenzten oder dauerhaften Impotenz (Näheres unter Erektile Dysfunktion) führen. Folgende Hilfsmittel können dazu beitragen, dass der Patient zu einer den Geschlechtsverkehr ermöglichenden Erektion befähigt wird.

2.1.1. Erektionsringe

Bei Erektionsringen handelt es sich um Ringe bzw. Ringschläuche aus einem dehnbaren, elastischen Material oder Silikon-Latex mit nach außen hin formstabiler Wandung. Die Ringe erzeugen Druck auf den Penis. Dieser Druck drosselt den Blut-Rückfluss aus dem Glied. Die Ringe gibt es in mehreren Durchmessern, sodass sie passend zu den anatomischen Verhältnissen ausgewählt werden können.

2.1.2. Vakuum-Erektionssysteme

Eine Vakuumerektionshilfe ist ein durchsichtiger Plastikzylinder, der über den Penis geschoben wird. Eine Vakuumpumpe erzeugt einen Unterdruck, sodass Blut in den Schwellkörper fließt. Liegt eine ausreichende Erektion vor, wird durch einen Saugring der Rückfluss des Blutes verhindert.

2.2. Hilfsmittel bei Inkontinenz

Inkontinenzprodukte gibt es in verschiedenen Ausführungen und mit unterschiedlicher Saugfähigkeit. Man unterscheidet zwischen aufsaugenden und ableitenden sowie zwischen körperfernen und körpernahen Hilfsmitteln zur Urininkontinenzversorgung.

Zudem gibt es Hilfsmittel zum Beckenbodentraining, um die Harnkontinenz zu verbessern.

Näheres unter Inkontinenzhilfen.

2.3. Kostenübernahme und Zuzahlungen

Hilfsmittel für Inkontinenz und Impotenz können von der Krankenkasse ganz oder teilweise übernommen werden. Voraussetzung ist eine ärztliche Verordnung.

Bei "nicht zum Verbrauch bestimmten Hilfsmitteln" wie Elektrostimulationsgeräten beträgt die Zuzahlung 10 % der Kosten, mindestens 5 €, maximal 10 €.

Bei "zum Verbrauch bestimmten Hilfsmitteln" wie Vorlagen, Inkontinenzhosen und Urinalkondomen beträgt die Zuzahlung 10 % des Abgabepreises (je Packung), maximal jedoch 10 € monatlich. Mengenbeschränkungen durch die Krankenkassen sind bei zum Verbrauch bestimmten Hilfsmitteln unzulässig. Für Inkontinenzhilfen gibt es Festbeträge. Bei Produkten, die diesen Festbetrag überschreiten, müssen Patienten den Mehrbetrag selbst bezahlen. Zur Zuzahlungsbefreiung siehe Zuzahlungsbefreiung Krankenversicherung.

Die Kostenerstattung von Pflegehilfsmitteln wie Bettschutzeinlagen ist nur bei Patienten mit einem Pflegegrad möglich (Näheres unter Prostatakrebs > Pflege). Für zum Verbrauch bestimmte Pflegehilfsmittel erstattet die Pflegekasse monatlich 40 €. Voraussetzung ist, dass der Bedarf von der Pflegekasse anerkannt wurde.

3. Heilmittel

Heilmittel sind medizinische Dienstleistungen, die ärztlich verordnet und nur von speziell ausgebildeten Therapeuten erbracht werden dürfen.

3.1. Beckenbodengymnastik

Beckenbodengymnastik umfasst physiotherapeutische Maßnahmen zur Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur, um die Harnkontinenz zu verbessern. Diese Muskulatur befindet sich beim Mann zwischen Darmausgang und Hoden. Beckenbodentraining kann unter Anleitung eines speziell dafür geschulten Physiotherapeuten in Einzelstunden erlernt werden. Voraussetzung für den Erfolg eines Beckenbodentrainings ist diszipliniertes Üben über einen längeren Zeitraum.

Beckenbodengymnastik kann auch Teil von Reha-Sport und Funktionstraining sein oder wird von Fitnessstudios und Volkshochschulen in Kursen angeboten.

Zur Unterstützung des Beckenbodentrainings können Elektrostimulationsgeräte verordnet werden. Näheres unter Inkontinenzhilfen.

3.2. Lymphdrainage

Die Entfernung oder Bestrahlung von Lymphknoten im Becken kann zu Lymphödemen in den Beinen oder Hoden führen. Manuelle Lymphdrainage (MLD) ist eine Massage mit schonenden kreisenden Bewegungen, die das Lymphsystem stimuliert, mehr Lymphe abzutransportieren. Damit reduziert sich die Schwellung. Ausgeführt wird die MLD von Masseuren oder Physiotherapeuten, die dafür eine spezielle Fortbildung benötigen. Näheres unter Krebs > Lymphödeme.

3.3. Kostenübernahme und Zuzahlungen

Die Art und Anzahl der Behandlungen, die verordnet werden, sind abhängig von der Diagnose.

Bei chronischem Lymphödem infolge Prostatakrebs kann der Arzt 6 MLD pro Rezept und maximal 30 MLD verordnen. Seit dem 1.1.2021 muss ein langfristiger Heilmittelbedarf nicht mehr aufwendig beim Kostenträger beantragt werden. Es genügt ein Vermerk und eine Begründung in der Patientenakte.

Gesetzlich Versicherte müssen 10 % der Kosten plus 10 € je Verordnung zuzahlen. Zur Zuzahlungsbefreiung siehe Zuzahlungsbefreiung Krankenversicherung bzw. Zuzahlungsbefreiung für chronisch Kranke.

Für Beckenbodengymnastik-Kurse zahlen die Krankenkassen in der Regel einen Zuschuss zu den Kursgebühren.

4. Praxistipps

5. Wer hilft weiter?

Krankenkassen und Pflegekassen

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Letzte Bearbeitung: 18.04.2023

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