Von Long-Covid bzw. Post-Covid wird gesprochen, wenn Menschen eine Infektion mit SARS CoV-2 (dem Virus, das Covid-19 auslöst) durchgemacht haben und an Langzeitfolgen leiden. Die Symptome sind vielfältig und reichen von ausgeprägter Müdigkeit (Fatigue) und reduzierter Leistungsfähigkeit über Husten und Luftnot bis hin zu neurologischen Symptomen wie Gedächtnisstörungen oder einem länger dauernden Geschmacks- und Geruchsverlust. Einige Betroffene sind wieder ganz oder teilweise gesund geworden, während bei anderen unklar ist, ob bzw. wann es dazu kommen wird. Momentan werden nur die Symptome behandelt, aber es wird auch an Therapien geforscht, die bei den Ursachen ansetzen.
Ursache für Long-Covid bzw. Post-Covid ist eine Infektion mit SARS CoV-2. Wie viele andere Viruserkrankungen kann auch dieses neue Virus Langzeitfolgen verursachen. Auch wer in der Akutphase nicht ins Krankenhaus musste und vielleicht nur Anzeichen einer leichten Erkältung hatte, kann später dennoch an Langzeitfolgen leiden. Selbst Menschen, die zunächst gar keine Symptome hatten, können betroffen sein.
Bei Menschen mit zu Beginn leichten Symptomen leiden nach derzeitigen Erkenntnissen über 13 % länger als 4 Wochen und über 2 % länger als 12 Wochen an Langzeitfolgen. Viel häufiger kommt es zu Langzeitfolgen bei Infizierten, die in der Akutphase ins Krankenhaus mussten. Die Langzeitfolgen können auch vormals kerngesunde junge Menschen (auch Kinder und Jugendliche) treffen, die eine Infektion mit SARS CoV-2 durchgemacht haben.
Vermutlich handelt es sich nicht um eine einheitliche Erkrankung, sondern um verschiedene Probleme mit vielfältigen Ursachen.
Beispiele für in der Wissenschaft diskutierte mögliche Ursachen sind:
Insgesamt sind aber die Ursachenzusammenhänge noch unklar.
Derzeit wird den Leitlinien entsprechend in den ersten 4 Wochen von akutem Covid-19 gesprochen, nach 4 Wochen bis zur 12. Woche von Long-Covid und danach von Post-Covid. Umfasst sind dabei alle Symptome, die über die akute Phase in den ersten 4 Wochen hinaus andauern oder auch neu entstehen.
Wochen 1–4 | Akutes Covid-19 |
Wochen 5–12 | Long-Covid |
ab der 13. Woche | Post-Covid |
Andere Definitionen sind ebenfalls geläufig. So sprechen in der Forschung viele in den ersten drei Monaten von akutem Covid-19, danach zunächst von Post-Covid und erst ab 6 Monaten von Long-Covid.
Die Diagnose kann nicht einfach anhand bestimmter Laborwerte gestellt oder ausgeschlossen werden. Stattdessen gibt es entsprechend der Symptome viele verschiedene mögliche Untersuchungen, z.B. der Lunge oder des Herzens, neurologische Tests und Blutuntersuchungen. Dabei geht es darum, die Folgen soweit wie möglich objektiv festzustellen bzw. zu messen und von anderen Erkrankungen abzugrenzen. Betroffenen kann das helfen, da sie dann eine Bestätigung haben, sich ihre Symptome nicht nur einzubilden.
Zunächst sollte in einer allgemeinmedizinischen Hausarztpraxis die dort mögliche Diagnostik gemacht werden. Ggf. sind dann Überweisungen für fachärztliche Diagnostik (z.B. in der Pneumologie, Kardiologie oder Neurologie) nötig.
Betroffene sollten ein Symptomtagebuch führen und zur Untersuchung mitbringen, das kann die Diagnostik erleichtern.
Eine seltene aber schwere Folgeerkrankung einer Infektion mit SARS CoV-2 bei Kindern ist PIMS (Pädiatrisches hyperinflammatorisches Syndrom mit Multiorganbeteiligung). Es wird nicht als Long-Covid oder Post-Covid diagnostiziert, sondern als eigenständige Erkrankung.
Kinder (meist ohne Vorerkrankungen oder schwere Symptome in der ersten akuten Infektionsphase) bekommen dabei plötzlich nach zwei bis vier Wochen Symptome:
Wichtig ist, dass Eltern mit ihren Kindern dann einen Arzt (oder ein Krankenhaus) aufsuchen, weil unbedingt eine Behandlung erforderlich ist (meistens im Krankenhaus auf einer Intensivstation).
Knapp die Hälfte der Betroffenen wird wieder vollständig gesund, während der Rest Folgeschäden behält (Herz- und Kreislaufprobleme). Die Erkrankung ist gut behandelbar, so dass die Kinder nur sehr selten daran sterben.
Als MIS (Multisystem Inflammatory Syndrome) kann die Erkrankung auch bei Erwachsenen auftreten.
Es können Symptome in verschiedenen Kategorien auftreten.
Beispiele:
Respiratorische Symptome
Kardiovaskuläre Symptome
Generalisierte Symptome
Neurologische Symptome
Magen-Darm Symptome
Symptome des Bewegungsapparats
Psychologische/psychiatrische Symptome
Hals-Nasen-Ohren Symptome
Hautsymptome
Die Symptome können auch erst nach der Akutphase von Covid-19 neu auftreten und Menschen treffen, die zunächst den Eindruck haben, die Infektion ohne größere Probleme überstanden zu haben.
Ob die Symptome nach längerer Zeit wieder verschwinden oder aber jahrelang oder gar für immer andauern werden, ist noch nicht bekannt. SARS Cov-2 gibt es noch nicht lange genug um hierzu wissenschaftliche Aussagen treffen zu können. Bei einigen Patienten mit Langzeitfolgen sind die Symptome allerdings bereits abgeklungen oder ganz verschwunden, so dass betroffene Patienten auf eine Gesundung hoffen können.
Patienten mit Long-Covid bzw. Post-Covid können andere Menschen nicht mehr mit SARS CoV-2 anstecken, müssen also nicht in Quarantäne bleiben, sondern dürfen wieder am gesellschaftlichen Leben teilhaben.
28 Tage nach dem bei einem PCR-Test die Infektion mit SARS CoV-2 festgestellt wurde, gelten Betroffene als genesen. Sie bekommen einen Genesenen-Nachweis und sind dann vielfach Geimpften gleichgestellt, wenn es um Zutrittsbeschränkungen z.B. im Einzelhandel oder bei Freizeitaktivitäten geht. Als genesen gelten dabei auch Menschen mit Long-Covid oder Post-Covid, unabhängig von der Schwere der bestehenden Symptome.
Die Behandlung von Long-Covid und Post-Covid setzt an den jeweiligen Symptomen an und ist daher sehr unterschiedlich. Bei psychischen/psychiatrischen Beschwerden kann z.B. eine Verhaltenstherapie sinnvoll sein und auch eine Behandlung mit Medikamenten gegen Depressionen und Ängste, während bei Riechstörungen ein Riechtraining hilfreich ist und bei Problemen mit der Lungenfunktion eine physiotherapeutische Atemtherapie helfen kann.
Bei Fatigue (Erschöpfung) mit Belastungsintoleranz wird in der Regel sog. Pacing empfohlen. Pacing bedeutet Schritthalten mit den Energiereserven. Das heißt, Betroffene sollen sich weder überfordern noch ihre Aktivitäten mehr als nötig einschränken.
Die Behandlung sollte durch den Hausarzt oder bei schweren und besonders langanhaltenden Symptomen eine auf Long-Covid und Post-Covid spezialisierte Ambulanz koordiniert werden. Je nach Symptomatik sollten entsprechende Fachärzte in die Behandlung einbezogen werden.
Bei Bedarf können Heilmittel wie z.B. Physiotherapie oder Logopädie bzw. Hilfsmittel wie z.B. ein Rollstuhl verschrieben werden. Auch eine Reha kann helfen.
Eine Impfung gegen SARS CoV-2 wird grundsätzlich auch Menschen empfohlen, die bereits eine Infektion mit diesem Virus durchgemacht haben, da hierdurch keine dauerhafte Immunität entsteht. Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt eine Impfung von Genesenen schon ab 4 Wochen nach Infektion.
Auch Menschen mit Long-Covid bzw. Post-Covid gelten als genesen, denn genesen bedeutet nur, die akute Phase überstanden zu haben. Eine Impfung wird also von der STIKO auch ihnen empfohlen.
Wie sich die Impfung auf Menschen mit Long-Covid auswirkt wird derzeit wissenschaftlich untersucht: Erste Studienergebnisse lassen vermuten, dass die Impfung die Symptome von Long-Covid nicht verschlechtert. Auch deuten Studien darauf hin, dass die Impfung sogar die Gesundheit von Menschen mit Long-Covid verbessern könnte und dazu beitragen könnte, dass die Symptome schwächer bzw. weniger werden. Allerdings ist hier noch weitere Forschung nötig, bevor zuverlässige Aussagen dazu möglich sind.
Wer sich trotz vollständiger Impfung ansteckt (Impfdurchbruch) kann ebenfalls Langzeitfolgen bekommen. Da die Impfung eine Infektion unwahrscheinlicher macht, sinkt auch das Risiko für Langzeitfolgen. Insbesondere hilft die dritte Impfung, das Ansteckungsrisiko zu senken.
Aktuelle Informationen zu Covid-19 und Impfen können nachgelesen werden unter www.rki.de > Häufig gefragt > Covid-19 und Impfen.
Derzeit wird viel zum Thema Long Covid geforscht und immer wieder kommt es zu neuen Erkenntnissen. Der derzeitige Stand der Wissenschaft lässt noch nicht viele klare Aussagen zu, auch wenn es einige gute Ansätze und erste Erkenntnisse gibt. Klar ist allerdings bereits jetzt, dass Long-Covid und Post-Covid real sind und sich die betroffenen Menschen ihre Erkrankung nicht nur einbilden.