ADHS (früher ADHS und ADS) kann Selbstorganisation, Teamfähigkeit und Zeitmanagement beeinträchtigen. Schulische Probleme entstehen vor allem dann, wenn die Symptome gehäuft und in Kombination mit emotionalen Ungleichgewicht auftreten. Teilweise fällt es den Kindern schwer sich ohne äußere Anleitung in komplexe Aufgaben einzuarbeiten und dabei wichtige Informationen von unwichtigen zu unterscheiden. Eine intensive und regelmäßige Lehrer-Kind- und Lehrer-Eltern-Kommunikation kann Möglichkeiten der schulischen Förderung aufzeigen und Konflikten vorbeugen. Da ADHS in einigen Fällen mit Teilleistungsstörungen wie Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche einhergeht, kann vom Jugendamt unter Umständen eine Lerntherapie genehmigt werden.
Neben der Vermittlung von Lernstoff werden Lehrer auch mit psychosozialen Problemen der Schüler konfrontiert. Während einige Lehrer in der Vergangenheit die Diagnose ADHS nicht anerkannten und das Verhalten der Schüler als Ausdruck mangelnder Disziplin deuteten, sind die Lehrer heute deutlich besser informiert. Individuelle Förderprogramme für benachteiligte Schüler sind aber trotzdem, vor allem an weiterführenden Schulen, selten. Für den Umgang mit ADHS gibt es an manchen Schulen spezielle Arbeitskreise, die das Lehrerkollegium informieren und Konzepte für den schulischen Alltag mit ADHS erarbeiten. Bei weiterführenden Schulen ist es sinnvoll nachzufragen, ob Erfahrungen im Umgang mit ADHS bestehen bzw. ob es diesbezüglich Arbeitskreise für Lehrkräfte gibt.
Die Schule über ADHS zu informieren sollte die Grundlage für eine intensive und regelmäßige Lehrer-Eltern-Kommunikation sein. So kann das Verständnis für bestimmte Verhaltensweisen gefördert und die fälschliche Annahme einer Minderbegabung verhindert werden. Ob und wann das Bekanntmachen der Diagnose ADHS in der Schule erfolgt, sollte immer mit dem Kind besprochen werden. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein die Schule erst einige Wochen nach Schulbeginn über die Diagnose zu informieren, um eine mögliche Voreingenommenheit zu vermeiden.
Entscheiden sich Eltern und Kind für einen offenen Umgang mit ADHS, kann von einer verstärkten Rückmeldung des Lehrers profitiert werden. Die Rückmeldung des Lehrers ist für Kinder mit ADHS sehr wichtig, um die Folgen ihres Handelns besser einschätzen zu können. So kann der schulische Alltag erleichtert werden.
Bei ADHS ist es unterschiedlich, in welchem Bereich sich die Symptome besonders zeigen. Während sich manchmal vor allem der übersteigerte Bewegungsdrang störend auswirkt, beeinträchtigt andere eher die mangelnde Konzentrationsfähigkeit. ADHS kann es erschweren, die Aufmerksamkeit auf den Unterricht zu richten. Manche Kinder schauen dann minutenlang aus dem Fenster, während der Unterricht an ihnen vorbeizieht.
Die ständige Ermahnung zu mehr Konzentration kann sehr frustrierend für alle Seiten sein.
Folgende Tipps können den schulischen Alltag für Kinder mit ADHS und deren Lehrkräfte erleichtern:
Es können keine allgemeinen Empfehlungen bezüglich Kindergarten- oder Schulformen gegeben werden. Grundsätzlich sollte die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden des Kindes im Vordergrund stehen. Durch die gute Informationslage zur Förderung von Kindern mit ADHS ist aber grundsätzlich jede Kindergarten- und Schulform geeignet. Im Mittelpunkt steht auch hier die regelmäßige und intensive Kommunikation zwischen Kind, Erzieher/Lehrer und Eltern. In einzelnen Fällen kann ein individuell angepasstes Lernkonzept einer sonder- und förderpädagogischen Einrichtung sinnvoll sein.
Häufig treten in Kombination mit ADHS auch Teilleistungsstörungen wie Legasthenie (Lese-Rechtschreib-Schwäche) oder Dyskalkulie (Rechenschwäche) auf. Laut § 35a SGB VIII (Eingliederungshilfe für Kinder und Jugendliche mit seelischen Behinderungen) ist der Anspruch auf Eingliederungshilfe gegeben, wenn
Die Eingliederungshilfe im Sinne einer Lerntherapie kann beim Jugendamt beantragt werden. Dazu sind folgende Unterlagen erforderlich:
Unter bestimmten Voraussetzungen kann auch eine finanzielle Förderung durch Leistungen für Teilhabe und Bildung in Frage kommen. Weitere Informationen zu Voraussetzungen, Leistungen und Antrag unter Teilhabe- und Bildungspaket.
Wird die Schule dem erhöhten Betreuungsbedarf des Schülers nicht gerecht, kann unter Umständen Schulbegleitung genehmigt werden. Bei ADHS kann diese vor allem motivieren, das Sozialverhalten stärken und die Teilnahmefähigkeit am Unterricht fördern. Näheres unter Schulbegleitung.
Ansprechpartner in den Schulen können für Lehrer und Eltern die Schulpsychologen oder der Schulsozialdienst sein. Informationen erhält man auch beim zuständigen Eingliederungshilfeträger.
Adressen anerkannter Lerntherapeuten vermitteln in der Regel die Jugendämter.
Informationen zur Lerntherapie geben:
FiL Fachverband für integrative Lerntherapie e.V.
Grunewaldstr. 57, 10825 Berlin
Telefon 030 55246309
E-Mail info@lernfil.de
Therapeutensuche und Information unter www.lerntherapie-fil.de
Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V.
c/o EZB Bonn
Postfach 201338, 53143 Bonn
www.bvl-legasthenie.de
info@bvl-legasthenie.de
Beratungstelefon: 0228 38755054, Di und Mi 10–12 Uhr
Beratungs-E-Mail: beratung@bvl-legasthenie.de
Frühförderung von Kindern mit Behinderungen
Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
Rechtsgrundlagen: § 112 SGB IX - § 35a SGB VIII