Die Koronare Herzkrankheit (KHK) ist unheilbar. Unbehandelt endet sie oft tödlich, z.B. durch einen Herzinfarkt oder plötzlichen Herzstillstand. Deshalb muss sie konsequent behandelt werden, um lebensbedrohliche Folgen zu vermeiden und Beschwerden zu lindern. Die wichtigste Therapie ist ein gesunder Lebensstil, vor allem mit Bewegung, gesunder Ernährung und Rauchverzicht. Medikamente sind der 2. Pfeiler der Behandlung. In schweren Fällen sind ein Stent oder eine Bypass-Operation nötig.
Regelmäßige Bewegung kann bei Herzerkrankungen nicht hoch genug eingeschätzt werden. Mittlerweile gehen Herzspezialisten davon aus, dass Bewegung genauso wichtig ist wie Medikamente, auch wenn man z.B. bereits einen Herzinfarkt erlitten hat. Allerdings reicht viel Sport nicht aus, um damit andere Risikofaktoren auszugleichen.
Regelmäßiges Training verbessert die Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit des Körpers durch Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz. Sport führt zu einer seelischen Stabilisierung, weil er das Selbstwertgefühl steigert und Ängste abbaut. Er erleichtert, das Gewicht zu verringern und zu halten, hilft dabei, weniger zu rauchen, und beeinflusst den Cholesterinspiegel positiv.
Wichtig ist, dass die Bewegung Freude macht und gut in den Alltag passt. Ausdauersportarten sind besonders gut zum Herztraining geeignet:
Weniger geeignet sind Sportarten mit Anstrengungsspitzen und Stresspotential. Intensivtraining oder Krafttraining sollten nur nach ärztlicher Absprache erfolgen.
Wichtig ist bei jeder Bewegung, dass sie individuell an die Belastbarkeit des Patienten angepasst ist, damit das Herz zwar trainiert, aber keinesfalls zu stark beansprucht wird. Herzpatienten sollen beim Training nicht außer Atem kommen, sondern sich nebenbei unterhalten können (sog. aerobes Training). Mit Hilfe eines Ergometers werden die optimale Dauer und die Intensität (Pulsfrequenz) ermittelt. Es gelten folgende Empfehlungen:
| KHK-Risikoklasse | Trainingsdauer | Trainingsintensität |
| B = niedriges Risiko | Ausdauertraining mindestens 2 Stunden pro Woche. Es kann helfen, das Training gleichmäßig zu verteilen, also z.B. je 30 Minuten an mindestens 4 Tagen | 55–70 % der maximalen Leistungsfähigkeit |
| C = mittleres und hohes Risiko | Trainingsprogramm sollte individuell zusammengestellt werden. Es sollte insgesamt 1 Stunde Krafttraining enthalten. | Start mit weniger als 50 % der maximalen Leistungsfähigkeit |
| Unter Belastung treten Beschwerden auf | Intensität sofort reduzieren, wenn Beschwerden auftreten |
Viele Sportvereine, Sportstudios und Behindertensportverbände bieten spezielle Herzsportgruppen an. Besonders Patienten, die wegen ihrer KHK nicht alleine Sport treiben können oder möchten, ist die Teilnahme an einer Herzsportgruppe zu empfehlen. Manche sind direkt mit einer ärztlichen Betreuung verbunden. Adressen vermitteln die Krankenkassen oder Ärzte.
Die Teilnahme an einer Herzsportgruppe wird unter bestimmten Voraussetzungen von Krankenkasse oder Rentenversicherung als Reha-Sport finanziert. Reha-Sportgruppen sind feste Gruppen mit speziell geschulten Übungsleitern und unter ärztlicher Aufsicht.
Die Rentenversicherung übernimmt Reha-Sport in der Regel für 6 Monate, bei medizinischer Notwendigkeit 1 Jahr. Bei einer schweren KHK auch länger, wenn die ärztliche Aufsicht für den Reha-Sport erforderlich ist.
Die Krankenkasse übernimmt bei KHK 90 Übungseinheiten (herzkranke Kinder und Jugendliche 120) innerhalb von 2 Jahren. Weitere Verordnungen sind möglich, wenn aufgrund einer Herzkrankheit oder verminderter Durchblutung der Herzkranzgefäße (kardiale Ischämiekriterien) die Belastungsgrenze unter 1,4 Watt/kg Körpergewicht liegt. Eine weitere Verordnung darf jeweils 45 Übungseinheiten innerhalb von 1 Jahr umfassen.
Eine neue Verordnung über 2 Jahre auf Kosten der Krankenkasse ist z.B. nach folgenden Ereignissen mit Akutbehandlung möglich:
Eine gesunde Ernährung trägt zusammen mit den anderen Behandlungsbausteinen dazu bei, das Fortschreiten einer Koronaren Herzkrankheit (KHK) zu verlangsamen oder aufzuhalten. Bestimmte Ernährungsfaktoren gelten bei KHK mittlerweile als gesichert:
Normal- und übergewichtige Menschen mit KHK sollten nicht zunehmen. Auch wenn Übergewicht als Risikofaktor für das Entstehen einer KHK gilt, bringt eine Diät mit dem Ziel der Gewichtsabnahme keinen Vorteil, wenn bereits KHK vorliegt. Positiv auf den Krankheitsverlauf wirken dagegen die richtige Ernährung und regelmäßige Bewegung, siehe oben.
Rauchen schadet den Gefäßen. KHK-Patienten können ihre Sterblichkeit und das Herzinfarktrisiko deutlich senken, wenn sie mit dem Rauchen aufhören. Sie sollten auch nicht „wenig“ rauchen und sollten Passivrauchen vermeiden. Es gibt mehrere Ansätze, die bei der Rauchentwöhnung helfen können. Näheres unter Rauchentwöhnung.
Beruflicher und persönlicher Stress erhöhen das Risiko einer KHK. Wichtig ist deshalb, den Umgang mit Stress zu lernen und zu üben (Stressmanagement) und regelmäßig für Entspannung zu sorgen, damit Stress kein Dauerzustand wird.
Kurse zum Erlernen einer Entspannungstechnik (z.B. Autogenes Training, Yoga, Progressive Muskelentspannung (PMS) oder Feldenkrais-Methode) gehören zum Leistungskatalog vieler Krankenkassen. Auch Volkshochschulen und Seminaranbieter haben entsprechende Kurse im Programm, die von den meisten Krankenkassen bezuschusst werden. Zudem baut Ausdauersport (siehe oben) Stress ab, aber nur wenn er nicht mit zu viel Ehrgeiz betrieben wird.
Wenn bei einem Betroffenen eine koronare Herzkrankheit festgestellt oder er gar schon mit der Diagnose Angina Pectoris oder Herzinfarkt konfrontiert wurde, sind Angst und Niedergeschlagenheit eine natürliche Reaktion: Immerhin hat er gerade eine lebensbedrohliche Situation erlebt. Nach einem bisher unabhängigen Leben verunsichert die Diagnose und viele Patienten gestehen sich ihre gesundheitliche Schwäche nur ungern ein.
Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen unterstützen dabei, dass man bestmöglich mit seinem Krankheitsrisiko umgeht. Kontakte unter KHK > Risikofaktoren - Symptome - Diagnose.
Medikamente können dabei helfen, Beschwerden zu lindern und Folgeerkrankungen zu vermeiden. Sie wirken sich also auf die Lebensqualität aus und können das Leben verlängern.
Folgende Medikamentengruppen werden überwiegend bei KHK eingesetzt und können das Risiko für einen Herzinfarkt oder plötzlichen Herztod reduzieren:
Oft werden auch verschiedene Medikamente miteinander kombiniert.
Zu den invasiven („eindringenden“) Behandlungsmethoden gehören Stents und Bypass-Operationen. Ob ein Stent oder eine Bypass-Operation nötig ist und welche Methode besser geeignet ist, hängt vom Ausmaß der Erkrankung, möglichen Begleiterkrankungen sowie individuellen Wünschen ab.
Sowohl Stents als auch Bypass-Operationen können schnell Beschwerden lindern und die Lebensqualität verbessern, aber auch mit Nebenwirkungen wie Gefäßverletzungen, Blutverlust und Narkosefolgen verbunden sein.
Ein Stent ist ein dünnes Röhrchen aus Drahtgeflecht, das verengte Stellen im Blutgefäß offen halten kann und dadurch die Durchblutung verbessert. Wie bei einer Herzkatheter-Untersuchung wird eine dünne Sonde (Katheter) über die Arterie von Leiste oder Arm durch die Hauptschlagader (Aorta) bis zu den verengten Stellen der Herzkranzarterie vorgeschoben. Auf der Spitze des Katheters ist ein kleiner Ballon, um den sich der Stent schließt. Mithilfe des Ballons wird die Engstelle geweitet (Ballondilatation) und der gleichzeitig geweitete Stent bleibt dann an Ort und Stelle, damit das Blut wieder besser durch das Gefäß fließen kann.
Stents werden vor allem bei Notfällen wie einem Herzinfarkt eingesetzt. Bei einer stabilen Angina pectoris können sie aber auch Beschwerden lindern, wenn Medikamente nicht ausreichend Entlastung bringen.
Bypass ist das englische Wort für Umgehung. In einer Operation am offenen Herzen werden verengte Blutgefäße durch körpereigenes Gewebe überbrückt. Während der Operation wird der Patient an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Auch nach einer Bypass-Operation müssen dauerhaft Medikamente eingenommen werden.
Studien haben gezeigt, dass nach einer Bypass-Operation seltener ein erneuter Eingriff nötig ist als nach einem Stent. Zudem kann die Sterblichkeitsrate durch eine Operation im Vergleich zum Stent etwas besser gesenkt werden. Eine Operation birgt jedoch auch Risiken wie Schlaganfälle, weshalb sich ein Patient vor einem Eingriff möglichst umfassend informieren sollte.
Bei der Entscheidung Stent oder Bypass kann Ihnen die Patienteninformation „KHK – Verengte Herzkranzgefäße: Stent oder Bypass?“ helfen, kostenloser Download unter https://register.awmf.org > Suchbegriff: „KHK“ > Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische KHK.
Nach einem Akutereignis oder einem Eingriff ist eine kardiologische Reha häufig Teil der Behandlung. Sie soll dafür sorgen, dass herzkranke Patienten möglichst viel Leistungsfähigkeit zurückgewinnen und langfristig erhalten.
Eine kardiologische Reha soll vor allem stattfinden
Fachleute teilen die Reha in 3 Phasen ein:
Die kardiologische Reha hat drei Schwerpunkte, die je nach Erkrankung und Situation des Patienten verschieden stark gewichtet werden:
Die nachfolgenden Links führen zu den sozialrechtlichen Bestimmungen und Leistungen rund um medizinische Reha.
Leistungen der medizinischen Rehabilitation einschließlich ambulante und stationäre medizinische Rehabilitation (Kur)
Vorsorgeleistungen und Vorsorgekuren
Anschlussrehabilitation an den Akutklinik-Aufenthalt
Stufenweise Wiedereingliederung
Reha und Kur für Mütter und Väter (Mutter-Kind-Kur)
Begleitperson bei stationärer Rehabilitation
Ergänzende Leistungen zur Reha
Ratgeber Koronare Herzkrankheit
Reha-Sport und Funktionstraining