Antiepileptika können die Wirkung hormoneller Verhütungsmittel reduzieren. Bezüglich Schwangerschaft, Geburt und Stillen sollten werdende Mütter und Väter mit Epilepsie ärztliche Beratung und Betreuung in Anspruch nehmen. Kinder von Menschen mit Epilepsie haben im Schnitt nur ein leicht erhöhtes Risiko, an Epilepsie zu erkranken und das Risiko für Fehlbildungen ist trotz Antiepileptika in der Schwangerschaft nur leicht erhöht. Da die Mehrzahl der Schwangerschaften problemlos verlaufen, ist Epilepsie normalerweise kein Hindernis bei der Erfüllung eines Kinderwunsches.
Die Wirksamkeit mancher hormoneller Verhütungsmethoden (z.B. Pille) kann durch die Einnahme bestimmter Antiepileptika herabgesetzt sein, sodass kein sicherer Verhütungsschutz mehr besteht. Wer Antiepileptika einnimmt und eine Schwangerschaft verhüten will, sollte sich zu diesem Thema ärztlich beraten lassen und ggf. nach Alternativen suchen, z.B. Kondomen oder eine Spirale.
Menschen mit Epilepsie müssen nicht auf Kinder verzichten. Sie sollten aber ihren Kinderwunsch möglichst bei der neurologischen Behandlung ansprechen, bevor sie mit der Verhütung aufhören. Manche Medikamente zur Behandlung einer Epilepsie sollten nämlich nur bei sicherer Verhütung eingenommen werden oder wenn es kein anderes wirksames Medikament gibt. Bei Kinderwunsch kann es also sinnvoll sein, das Medikament zu wechseln.
Kinder von Eltern mit Epilepsie haben im Durchschnitt ein etwas höheres Risiko an Epilepsie zu erkranken als Kinder gesunder Eltern. Wenn beide Elternteile an Epilepsie erkrankt sind, steigt das Risiko.
Die Erblichkeit von Epilepsie ist unterschiedlich:
Wer diesbezüglich Sorgen hat, kann bei einem Neurologie-Termin erfragen, ob eine genetische Beratung sinnvoll wäre. Wenn das der Fall ist, kann eine genetische Untersuchung genauere Aussagen zum persönlichen Risiko einer Vererbung ermöglichen.
Hat die Mutter Epilepsie, besteht ein leicht erhöhtes Risiko für Fehlbildungen beim Kind. Ursache können in der Schwangerschaft eingenommene Antiepileptika sein, aber auch ein erhöhtes genetischen Risiko oder Anfälle in der Schwangerschaft. Bei manchen Medikamenten zur Anfallsunterdrückung ist das Risiko für Fehlbildungen deutlich höher als bei anderen. Manche Medikamente erhöhen auch das Risiko für Entwicklungsstörungen oder eine Intelligenzminderung.
Zur Vorbeugung von Fehlbildungen sollten Frauen, in Absprache mit dem Gynäkologen, bereits vor der Schwangerschaft ausreichend Folsäure zu sich nehmen. Das wird zwar allen Frauen mit Kinderwunsch empfohlen, ist aber aufgrund des erhöhten Risikos für Frauen mit Epilepsie noch wichtiger.
Die von Vätern eingenommenen Antiepileptika erhöhen nicht das Risiko für Fehlbildungen. Anfang 2024 hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte allerdings vorsorglich auf Grund einer Warnung der Europäische Arzneimittelagentur (EMA) eine Warnung herausgegeben: Eine Behandlung mit dem Wirkstoff Valporinsäure vor und während der Zeugung könne das Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern erhöhen. Hintergrund ist eine medizinische Studie, die Hinweise darauf geliefert hat. Neuere Daten bestätigen das aber nicht und eine Behandlung mit diesem Wirkstoff ist für viele Männer mit Epilepsie eine große Hilfe. Deswegen prüft die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) zur Zeit (Stand August 2025), ob die Warnung wieder zurückgenommen werden sollte.
Epileptische Anfälle können den Hormonhaushalt durcheinanderbringen und so die Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen verringern. Deswegen kann eine gute Epilepsiebehandlung ggf. bei unerfülltem Kinderwunsch von Menschen mit Epilepsie helfen. Allerdings können auch manche Medikamente gegen Epilepsie die Fruchtbarkeit herabsetzen.
Bei Epilepsie können bei allen Geschlechtern sexuelle Funktionsstörungen vorliegen, z.B. der Verlust des sexuellen Interesses sowie Orgasmus- oder Erektionsstörungen. Ursache dafür können z.B. die Epilepsie selbst, antiepileptische Medikamente oder psychische Begleiterkrankungen sein.
Betroffene sollten ihre Probleme unbedingt ärztlich abklären lassen, damit die Ursache der Funktionsstörung gefunden werden kann. Unter Umständen kann auf ein anderes Antiepileptikum ausgewichen werden. Spielen psychische Konfliktsituationen eine Rolle, kann eine psychotherapeutische Beratung oder Behandlung hilfreich sein, evtl. in Form einer Paartherapie. Die Kosten für Paartherapie werden allerdings oft nicht von der Krankenkasse übernommen, so dass andere Alternativen sinnvoller sein können, Näheres unter Erektile Dysfunktion.
Schwangere mit Epilepsie sollten sich regelmäßig zu der Behandlung mit Medikamenten beraten lassen und auf keinen Fall eigenmächtig aus Sorge um das Kind die Medikamente absetzen oder die Dosis reduzieren. Denn Anfälle in der Schwangerschaft können nicht nur die Mutter, sondern auch das Kind gefährden. Das Risiko kann deutlich höher sein als das Risiko für Fehlbildungen oder neurologische Schäden beim Kind durch die eingenommenen Medikamente.
In der Schwangerschaft verändert sich der Stoffwechsel oft so, dass weniger von den Medikamenten im Blut der Schwangeren ankommt. Auch Erbrechen wegen der schwangerschaftsbedingten Übelkeit kann den Medikamentenspiegel senken. Schwangere sollten deswegen den Medikamentenspiegel im Blut regelmäßig kontrollieren lassen. Wenn er deutlich gesunken ist, muss die Dosis oft nach ärztlicher Absprache erhöht werden. In den ersten 2 Wochen nach der Entbindung muss die dann aber in der Regel wieder auf die Dosis vor der Schwangerschaft verringert werden.
Nur bei einer deutlichen Minderheit werden die Anfälle in der Schwangerschaft häufiger.
Vorgeburtliche Diagnostik wegen des erhöhten Risikos für Fehlbildungen kann sinnvoll sein, aber auch belasten. Näheres unter Pränataldiagnostik.
Die Einnahme von Folsäure während der Schwangerschaft ist immer wichtig zur Vorbeugung von Fehlbildungen beim Kind, aber wenn die Mutter Epilepsie hat wegen des erhöhten Risikos noch wichtiger.
Die Gebärende sollte auch während der Geburt die Antiepileptika weiter nehmen. Auch mit Epilepsie ist eine natürliche Geburt möglich. Die Diagnose einer Epilepsie allein ist kein Grund für einen Kaiserschnitt, aber er kann z.B. bei mehreren Anfällen während der Geburt nötig werden.
Die Vorteile des Stillens überwiegen denkbare Risiken durch von der Mutter eingenommene Medikamente. Deswegen empfiehlt die wissenschaftliche Epilepsie-Leitlinie das Stillen auch dann, wenn Medikamente gegen Epilepsie eingenommen werden. Stillen senkt z.B. das Risiko des Kindes für Infektionen, Diabetes, Leukämie und plötzlichen Kindstod. Zudem hat es auch viele Vorteile für die Stillende, z.B. ein geringeres Risiko für Depressionen und Diabetes. Außerdem haben Stillende im Durchschnitt weniger Schlafmangel und Schlafmangel erhöht das Anfallsrisiko. Es gibt keine Hinweise auf Entwicklungsstörungen oder Organschäden bei gestillten Kindern, wenn die Stillende Medikamente gegen Epilepsie eingenommen hat.
Wenn die Medikamentendosis in der Schwangerschaft oder bei der Geburt verändert wurde, muss sie ggf. nach der Geburt in ärztlicher Absprache erneut angepasst werden.
Bei einigen Epilepsieformen löst Schlafentzug Anfälle aus. Wenn ein Elternteil an einer solchen Epilepsieform leidet, sollte dieser sehr auf seine Nachtruhe achten. Die nächtliche Betreuung des Kindes sollte dann der gesunde Elternteil oder eine andere nahestehende Person übernehmen. Ist die stillende Mutter betroffen, kann es sinnvoll sein, Milch tagsüber auf Vorrat abzupumpen, um die Nachtruhe zu sichern.
Bei hoher Anfallshäufigkeit eines Elternteils sollten bestimmte Maßnahmen ergriffen werden, um das Kind nicht zu gefährden und die Unfallgefahr zu reduzieren:
Elternassistenz kann im Anfallsfall die Sicherheit des Kindes gewährleisten und einen Elternteil mit Epilepsie im Alltag unterstützen, z.B. Autofahrten bei fehlender Fahrtauglichkeit übernehmen. Damit die Assistenz rechtzeitig im Wochenbett zur Verfügung steht, sollte sie schon zu Beginn der Schwangerschaft gesucht werden und die Kostenübernahme beantragt werden.
Unter den folgenden Links finden Sie allgemeine Hilfen und Entlastungsmöglichkeiten bei der Kinderbetreuung:
Epilepsie > Therapie - OPs - Reha