Ersatzpflege

1. Das Wichtigste in Kürze

Ersatzpflege, auch Verhinderungspflege genannt, ist die Pflege durch einen ambulanten Pflegedienst oder eine andere als die normalerweise tätige Pflegeperson, wenn diese wegen Erholungsurlaub, Krankheit oder anderen Gründen, verhindert ist. Ersatzpflege gibt es erst, wenn mindestens 6 Monate gepflegt wurde. Pro Jahr erstattet die Pflegekasse maximal 1.612 €.

2. Voraussetzungen

  • Die normalerweise tätige Pflegeperson ist zur häuslichen Pflege verhindert, wegen Erholungsurlaub, Krankheit oder anderen Gründen.
  • Wenn die Ersatzpflege erstmalig in Anspruch genommen wird, muss die Pflege zuhause bereits mindestens 6 Monate laufen.
    Den Beginn der Pflege in häuslicher Umgebung setzen die meisten Pflegekassen mit der Einstufung in einen Pflegegrad gleich. Ab 1.1.2024 wird diese Voraussetzung für Pflegebedürftige vor dem 25. Geburtstag mit Pflegegraden 4 oder 5 entfallen, ab 1.7.2025 dann für alle.
  • Die pflegebedürftige Person muss zum Zeitpunkt der Verhinderung mindestens im Pflegegrad 2 eingestuft sein. Die sechsmonatige Pflegezeit ist aber auch erfüllt, wenn davor eine Einstufung in Pflegegrad 1 vorlag.
  • Prinzipiell müssen die Vorversicherungszeit erfüllt, die Pflegebedürftigkeit festgestellt und die Pflegeleistung bei der Pflegekasse beantragt werden.

Ersatzpflege wird auch anerkannt, wenn:

  • die Wohnung der pflegebedürftigen Person renoviert werden muss.
  • alle Familienmitglieder bei der Ernte eingebunden sind (Landwirtschaft).
  • die Zeit überbrückt werden muss, bis ein Platz im Pflegeheim gefunden ist.
  • es sich um Kurzzeitpflege oder Sterbebegleitung in einem Hospiz handelt.

3. Dauer

Die Pflegekasse übernimmt die Kosten einer notwendigen Ersatzpflege für maximal 6 Wochen (42 Tage) im Kalenderjahr. Ab 1.1.2024 werden es für Pflegebedürftige vor dem 25. Geburtstag mit Pflegegraden 4 oder 5 bis zu 8 Wochen (56 Tage) pro Kalenderjahr sein, ab 1.7.2025 dann für alle ab Pflegegrad 2.

4. Kosten

Die Kosten für eine Ersatzpflegekraft dürfen 1.612 € im Kalenderjahr nicht überschreiten.

  • Ist die Ersatzpflegekraft mit der pflegebedürftigen Person bis zum 2. Grad verwandt oder leben die beiden in häuslicher Gemeinschaft, dürfen die Kosten den Betrag des 1,5-fachen des jeweiligen monatlichen Pflegegelds (entspricht dem Pflegegeld für 6 Wochen) je Kalenderjahr nicht überschreiten.

    Pflegegrad

    Pflegegeld monatlich

    1,5-fache des Pflegegelds (Höchstbetrag für 6 Wochen)

    1

    kein Anspruch

    kein Anspruch

    2

    316 €

    474 €

    3

    545 €

    817,50 €

    4

    728 €

    1.092 €

    5

    901 €

    1.351,50 €


    Jedoch können nachweisbare zusätzliche Aufwendungen wie Fahrtkosten oder Verdienstausfall bei der Pflegekasse bis zu einem Gesamtbetrag in Höhe von 1.612 € geltend gemacht werden.
    Als Verwandte gelten Eltern, Kinder, Großeltern, Enkelkinder, Geschwister.
    Als Verschwägerte gelten Stiefeltern, Stiefkinder, Stiefenkelkinder (Enkelkinder des Ehepartners), Schwiegereltern, Schwiegerkinder, Großeltern des Ehepartners, Schwager/Schwägerin.
  • Der Leistungsbetrag kann um bis zu 806 € aus bisher noch nicht in Anspruch genommenen Mitteln der Kurzzeitpflege auf insgesamt 2.418 € im Kalenderjahr erhöht werden. Ab 1.1.2024 können Pflegebedürftige vor dem 25. Geburtstag mit Pflegegraden 4 und 5 die gesamten Mittel der Kurzzeitpflege zugunsten der Ersatzpflege umwidmen. Ab 1.7.2025 können alle pflegebedürftigen Personen ab Pflegegrad 2 die gesamten Mittel flexibel einsetzen. Der für die Ersatzpflege in Anspruch genommene Betrag wird auf den Leistungsbetrag der Kurzzeitpflege angerechnet und mindert diesen entsprechend.
  • Während der Ersatzpflege hat der Pflegebedürftige nur am ersten und letzten Tag Anspruch auf das volle Pflegegeld. An den Tagen dazwischen erhält er nur die Hälfte des Pflegegelds.
  • Wird die Verhinderungs- bzw. Ersatzpflege in einer stationären Einrichtung (z.B. Wohnheim für Menschen mit Behinderungen oder Pflegeheim) erbracht, übernimmt die Pflegekasse die pflegebedingten Kosten bis zu einer Höhe von 1.612 € im Kalenderjahr. Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung (sog. Hotelkosten) muss die pflegebedürftige Person selbst bezahlen.

5. Sozialhilfe - Hilfe zur Pflege

Leistet das Sozialamt Hilfe zur Pflege, so kann es unter Umständen die Kosten der Ersatzpflege übernehmen.

6. Praxistipps

  • Ersatzpflege kann bis zur Höhe von 1.612 € auch stundenweise in Anspruch genommen werden, z.B. für einen Arzttermin der Pflegeperson. Wenn die Ersatzpflege weniger als 8 Stunden am Tag dauert,
    • kann der Gesamtanspruch von 42 Tagen über das ganze Jahr verteilt werden und
    • das Pflegegeld wird nicht gekürzt.
  • Während einer Ersatzpflege wird die Hälfte des bisher bezogenen Pflegegelds fortbezahlt.
  • Sind die Voraussetzungen erfüllt, kann neben der Ersatzpflege im selben Jahr auch Kurzzeitpflege beantragt werden. Der Leistungsbetrag der Kurzzeitpflege von 1.774 € kann um bis zu 1.612 € aus noch nicht in Anspruch genommen Mitteln der Ersatzpflege auf insgesamt bis zu 3.386 € im Kalenderjahr erhöht werden.
  • Die Leistungen des Familienunterstützenden Dienstes, der bei Familien mit Kindern mit Behinderungen diese stundenweise betreut, um den restlichen Familienangehörigen Aktivitäten ohne das Kind mit Behinderungen zu ermöglichen, können bei einer Einstufung durch die Pflegekasse über die Ersatzpflege abgerechnet werden. Auch für Erwachsene mit Behinderungen gilt diese Möglichkeit.
  • Bei vielen Krankenkassen kann der Antrag auf Ersatzpflege heruntergeladen werden oder Ersatzpflege online beantragt werden.

7. Wer hilft weiter?

Pflegekassen, Pflegestützpunkte sowie das Bürgertelefon des Bundesministeriums für Gesundheit mit dem Schwerpunkt Pflegeversicherung, Telefon: 030 3406066-02, Mo–Do 8–18 Uhr und Fr 8–12 Uhr.

8. Verwandte Links

Ratgeber Pflege

Tabelle Pflegeleistungen

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Pflegende Angehörige > Entlastung

 

Rechtsgrundlagen: § 39 SGB XI

Letzte Bearbeitung: 27.06.2023

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