Die Behandlungsmöglichkeiten von Multipler Sklerose (MS) haben sich in den letzten Jahren stark verbessert. Die Therapie basiert heute auf den Säulen Schubtherapie, Immunprophylaxe und symptombezogene Therapie. Derzeit erforscht wird eine Stammzellentherapie in Verbindung mit einer Chemotherapie.
Mit der Schubtherapie werden die Krankheitsschübe in erster Linie mit Medikamenten behandelt, die meist intravenös gegeben werden, manchmal aber auch vom Patienten oral eingenommen werden können. Das Standardmedikament zur Schubtherapie ist Methylprednisolon (MP), ein sog. Glukokortikosteroid. Glukokortikosteroide sind Kortison-Präparate. Wenn sie bei einem akuten MS-Schub in hoher Dosis verabreicht oder eingenommen werden, können sie die Symptome verringern und/oder begrenzen und den Schub verkürzen.
Manchmal werden die Schübe auch mit der sog. Apheresetherapie (Umgangssprachlich "Blutwäsche") behandelt, z.B. wenn die Therapie mit Glukokortikosteroiden nicht gut funktioniert hat oder es dafür Gegenanzeigen gibt. Empfohlen wird die "Blutwäsche" auch als Ersttherapie, wenn sich bei einem früheren Schub gezeigt hat, dass sie gut hilft.
Bei diesem Verfahren werden die Patienten an eine Maschine angeschlossen, die das Blut reinigt, bevor es wieder zurück in den Körper geleitet wird. Entweder wird dabei das Blutplasma des Patienten durch gespendetes Plasma ausgetauscht, oder es werden gezielt krankmachende Antikörper aus dem Blut entfernt, bevor es wieder zurück in den Körper geleitet wird.
Durch die immunprophylaktische Therapie (auch verlaufsmodifizierende Immuntherapie genannt) wird die Anzahl und Schwere der Schübe reduziert, es geht also darum, dem Auftreten neuer Schübe so weit wie möglich vorzubeugen. Hier gibt es verschiedene Wirkstoffe, die oft Antikörper enthalten, welche die Immunaktivität verringern.
Symptombezogene Therapie ist medikamentöse und nicht medikamentöse Therapie, die nicht an den Ursachen, sondern an den Symptomen ansetzt. Die symptombezogene Therapie umfasst z B. Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Psychotherapie, neuropsychologische Therapie und psychosoziale Betreuung sowie Selbsthilfe, Neuromodulation (hier wird ein Schrittmacher implantiert und gibt elektrische Impulse ab), Hilfsmittelversorgung (z.B. mit Krücken oder einem Rollstuhl), multimodale Rehabilitation und die Palliativversorgung.
Insgesamt ist die Therapie sehr individuell, weil bei MS die Krankheitsverläufe sehr unterschiedlich sind. Wichtig ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Patient und Neurologe.
Beispiele:
Symptombezogene Behandlung gibt es auch bei Aufmerksamkeitsstörungen, Gedächtnisproblemen, Störungen der Sexualität, Störungen der Darm- und Blasenfunktion, Augenbewegungsstörungen, Schmerzen, Depressionen, Gefühlsstörungen, Sehstörungen und epileptischen Anfällen, die bei MS auftreten können.
Zur Kostenübernahme von Therapien und Hilfsmitteln Näheres unter Heilmittel und Hilfsmittel.
Ein neuer Ansatz zur Behandlung der MS ist die sog. autologe Stammzelltransplantation (aHSCT). Hierbei werden zunächst Stammzellen entnommen. Dann wird das Immunsystem durch Chemotherapie zerstört. Schließlich werden die Stammzellen wieder eingesetzt und so das Immunsystem wieder aufgebaut. In den aktuellen medizinischen Leitlinien zur Behandlung der MS heißt es dazu, die autologe Stammzelltransplantation habe das Potential, sich zu einer Therapieoption bei schubförmiger MS zu entwickeln, solle momentan aber nur im Rahmen von Studien durchgeführt werden. Denn im Augenblick sei ihre Überlegenheit im Vergleich zu besser erforschten Methoden nicht klar belegt.
Da MS bisher nicht geheilt werden kann und Nebenwirkungen bei der "schulmedizinischen" Therapie auftreten können, ist das Interesse an alternativen Behandlungsmöglichkeiten groß. Das Spektrum alternativer Ansätze reicht von Homöopathie über Nahrungsergänzungsmittel bis hin zu Diäten. Die Wirksamkeit ist dabei jeweils nicht wissenschaftlich belegt.
Es werden auch unangenehme, sehr teure oder gefährliche alternative Behandlungen, wie z.B. mit Schlangentoxin, angeboten. Von solch riskanten Verfahren sollten Betroffene unbedingt Abstand nehmen. Durch einen Verzicht auf wirksame Therapiemethoden zu Gunsten alternativmedizinischer Behandlungsmethoden riskieren Betroffene Schübe und eine damit verbundene Verschlechterung ihrer Lebensqualität, die vermeidbar gewesen wäre.
Eine Ergänzung der Therapie mit alternativen Behandlungsmethoden sollte mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.
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